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Schweinerei am Weserufer?

Die Giftmüll-Deponie auf dem ehemaligen Vulkan-Gelände ist undicht, behaupten die Grünen. Das Umweltressort gibt zu: Das Grundwasser drumrum ist vergiftet, Schadstoffe laufen in die Weser

„Grenzwert überschritten.“ Knapp drei Jahre ist es her, dass der Bremer Senat die Giftmüll-Deponie auf dem ehemaligen Vulkan-Gelände in Bremen-Nord für mehrere Millionen Euro mit „Dichtwänden“ umbauen und mit Plastikplanen abdecken ließ. Damit sollte verhindert werden, dass die Farbschlämme, Lösungsmittel und Öle der früheren Groß-Werft weiter das Grundwasser verseuchen. Doch die Ergebnisse der Kontroll-Messungen, die in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden, beweisen: Das Grundwasser ist nach wie vor verseucht. „Die Sanierung ist gescheitert“, sagt die Umweltdeputierte der Grünen, Karin Mathes. Heute will der Senat entscheiden, ob – wie Mathes fordert – weitere Maßnahmen ergriffen werden.

Tausende Tonnen Farbschlämme, Lösungsmittel und Öle hatte die ehemalige Groß-Werft jahrzehntelang in eine Grube auf ihrem Betriebsgrundstück gekippt. Weil der Vulkan-Konzern in Konkurs ging, musste der Senat die Sanierung der Altlast übernehmen. Die Bremer Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (WfG), die das Gelände im Auftrag des Senats für den Autoverlader Egerland herrichtete, verzichtete aus Kostengründen darauf, den Sondermüll auszubaggern und zu entsorgen. Die „ungeordnete betriebliche Sondermülldeponie“ (O-Ton Sanierungs-Gutachten) wurde stattdessen an Ort und Stelle „eingekapselt“.

Nach wie vor liegt jedoch die Belastung des Grundwassers mit Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und Arsen über dem so genannten „Maßnahmenschwellenwert“, dem Grenzwert also, ab dem eine Richtlinie der Bundesländer Gegenmaßnahmen empfiehlt. „Wenn man korrekt wäre, müsste man da was tun“, sagt Bernd Langer, Altlast-Experte des Bremer BUND.

Umweltsenatorin Christine Wischer (SPD) ist da anderer Ansicht. „Weitere Sanierungs- oder Sicherungsmaßnahmen“, so heißt es in der Vorlage ihres Ressorts, über die der Senat heute beschließen soll, seien „nicht erforderlich“. Begründung: Die Schadstoffkonzentration im Grundwasser nehme langsam ab, an einigen Messpunkten läge sie bereits unterhalb der „Maßnahmenschwellenwerte“.

Strittig ist auch, woher das im Grundwasser nachgewiesene Gift eigentlich kommt. „Die Deponie ist undicht“, sagt Karin Mathes. Der Senat habe bis heute nicht überzeugend dargelegt, dass unter der gesamten Giftmüll-Halde eine völlig wasserundurchlässige Bodenschicht vorhanden sei. In der Tat hatten die Gutachter lediglich von „geringdurchlässigen Aue-Sedimenten“ gesprochen, die an einzelnen Stellen mit Sand durchsetzt seien. Insbesondere bei Flut, so Mathes’ Vermutung, drücke Grundwasser von außen durch die Dichtwand und den Boden in die Deponie – und laufe bei Ebbe giftbefrachtet wieder nach außen.

Falsch, sagt das Umweltressort. Die wiederholt nachgewiesenen Gifte im Wasser seien auch vor der Sanierung schon dagewesen. Neues Giftwasser trete nicht aus – obwohl der Pegel innerhalb der Deponie an einer Seite noch höher steht als der inzwischen gesunkene Grundwasserspiegel drumherum. „Nach allem, was wir wissen, ist die Deponie dicht“, sagt WfG-Sprecher Lutz Ruminski.

„Nicht auszuschließen“ ist nach Ansicht der Umweltbehörde allerdings, dass an anderen Stellen auf dem Gelände, außerhalb der „eingekapselten“ Sondermüllhalde, noch giftiger Müll im Boden liegt. Ebenso wie die Schadstoffe, die in früheren Jahren aus der „Schweinsweide“-Deponie ins Grundwasser gelangten, werde diese Giftfracht, die über Spalten im Boden in tiefere Grundwasserschichten und bei Ebbe in die Weser fließt, jedoch „in Kauf genommen“.

Armin Simon

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