Debattenscheue CDU: Die Angst vorm Muselmann
Hamburgs Christenunion hat ein Problem mit dem Islam. Weil sie nichts weiß über diese Religion – das beweist die irrige Vorstellung, Muslime würden in ihrem Gebetsraum eine Diskussion abhalten. Und weil sie nichts wissen möchte: Das ist die eigentliche Botschaft der Absage an den Rat der islamischen Gemeinschaften.
Kommentarvon HEIKE DIERBACH
Unverschämt ist der Ton, in dem die Antwort an die Schura verfasst ist. Kein Dank für die Einladung, keine Entschuldigung für die Absage, kein Werben um Verständnis für die Gründe – jedem Kleingartenverein sagen die Konservativen mit Sicherheit höflicher ab. Das beweist, wie vorgeschoben der Grund für die Anlehnung ist.
Denn natürlich hat die CDU kein Problem mit politischen Diskussionen in christlichen Gemeindehäusern. Auch gegen Wahlempfehlungen von der Kirchenkanzel hat sie noch nie protestiert, so sie denn zu ihren Gunsten ausfielen. Aber das genau ist in der Moschee unsicher – und deshalb kneift die Union.
Dabei schneidet sie sich mit ihrer Ablehnung ins eigene Fleisch. Offenbar rechnet sie ohnehin nicht damit, von muslimischen BürgerInnen gewählt zu werden. Dabei fühlen sich viele MuslimInnen von konservativen Wertvorstellungen wie Rechtschaffenheit, Moral und Familie durchaus angesprochen.
Aber mit ihrer Absage hat die CDU den Titel der Veranstaltung „Wen sollen wir Muslime wählen?“ klar beantwortet: „Uns bitte nicht.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen