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frauen, frauen, wahlkampfgrauen von WIGLAF DROSTE

Vor zwei Wochen marterten Sat.1 und RTL die wahlwilligen beziehungsweise wahlunentschiedenen Deutschen mit einem TV-Duell, dessen unangenehmste Teilnehmer erstaunlicherweise weder Gerhard Schröder noch Edmund Stoiber waren, sondern zwei Journalistendarsteller der Sorte halbgut angezogener Schleim, zwei von der Arschlecken,-aaber-kritisch!-Fraktion, wie sie in den Brutstätten des Journalismus, bei Gruner & Jahr et cetera, zu Tausenden hergestellt werden, Figuren, die es sich mit niemandem verderben wollen und die Kommentare abgeben können, in die sich kein Wörtchen Kommentar hineinverirrt hat, Hoch-und-Runter-Schreiber auf Bestellung, verschmockte Dreigroschenjungs im feinen Zwirn, haltungslose Sülze, notdürftig zusammengehalten von einem Schlips, der dafür sorgt, dass der Glibber nicht gleich oben rausläuft.

Die Namen der Typen habe ich vergessen – nun aber sollen zwei Frauen den Krempel richten, zwei Frauen, die man kennt und die man sich – aus welchen Gründen immer – gemerkt hat. Das Duo ist tiptop quotiert: Maybrit Illner kommt aus dem Osten, versteht ihren Beruf, sieht dabei gut und für Fernsehmaßstäbe sogar richtig intelligent aus; Sabine Christiansen ist aus dem Westen, hat von ihrem Beruf nicht die geringste Ahnung und … – aber lassen wir das, wir werden doch keinen Keil treiben zwischen unsere solidarischen Frauen, o nein.

Sabine Christiansens Anstrengungen, ihre déformation professionelle zu verbergen, werden immer verzweifelter: Die Kopfschiefhalterin lud sich vor zwölf Tagen die schwer senilen Herren Brüderle, Barzel und Eppler ein, dazu ihren Friseur Udo Waltz – allesamt Erscheinungen, neben denen selbst Sabine Christiansen noch vergleichsweise hallowach wirken muss. Die Auswahl der weiblichen Gäste hatte ähnliche Gründe; rollt man Sabine Christiansen zwischen Claudia Roth und Petra Pau, kann das dem Ansehen der Moderatorin nur gut tun.

Ich weiß, dass es Menschen gibt, die, getrieben von protestantischem Schlechtgewissen und hybrider Überschätzung ihrer Stimmabgabe, schweren Herzens nun doch die Grünen wählen wollen, als allerkleinstes Übel. Ja, der Krieg, sagen sie, grande merde, aber da ist ja immerhin auch noch Frau Künast, die sich mit den Schwerverbrechern von der Landwirtschaft anlegt, und ohne Jürgen Trittin wäre der Umweltschutz noch böser dran. Mag sein, aber das sind doch sehr allgemeine Überlegungen. Entscheidend ist das Persönliche – und die Aussicht, die spreewaldgurkengrüne, dauerjaulende Claudia Roth in den nächsten vier Jahren deutlich seltener hören und sehen zu müssen, hat doch sehr viel für sich. Wem das nicht einleuchtet, der sollte dringend den Ohrenarzt oder den Optiker aufsuchen.

Petra Pau von der PDS muss man nur neben den apostrophgesättigten Slogan ihrer Partei stellen: „Heute popp’ ich, morgen kiff’ ich, übermorgen wähl’ ich: PDS.“ Wer solchen Spaßterror mag, kann gleich FDP wählen. Schließlich gilt: Wer über schreckliche Frauen sprechen will, darf von Guido Westerwelle nicht schweigen.

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