: h.g. hollein Bootsmann
Die Frau, mit der ich lebe, ist manchmal nicht da. Dann zieht es mich hinaus ins Abenteuer. Am vergangenen Montag waren es die wackligen Wasser des Isebekkanals, die ich mir als Ort männlicher Bewährung auserkoren hatte. Wie weiland Wildtöter gedachte ich, ein paar Meilen unerforschter Gewässer „unters Paddel zu nehmen“, wie wir Waldläufer nonchalant sagen. Was mir an Technik fehlte, würde ich durch schiere Kraft und Entschlossenheit wettmachen. Und so nahm ich denn Kurs. Bald hierhin, bald dorthin, aber immerhin grob vorwärts. Die erste echte Nervenprobe nahte beim Einbiegen auf die Außenalster, wo ich kurzfristig Gefahr lief, einer Optimistenjolle unter Vollzeug als Rammziel zu dienen. Nach einer knappen, aber lebhaften Diskussion musste ich feststellen, dass mir meine Navigationsunterlagen – eine Fotokopie aus dem Stadtplan – über Bord gegangen waren. Aber der untrügliche Ortssinn des Westmanns ließ mich nicht im Stich. Höhe Hudtwalckerstraße ging mir im Glühen der sinkenden Sonne auf, dass bei weiterem Verfolg meines Kurses die Alster für mich zum River of No Return zu werden drohte. So warf ich mein Kanu – zwar nicht gerade elegant, aber irgendwie doch – herum und schoss stromabwärts. Vier Euro pro angefangene halbe Stunde ließen mich alle Kräfte anspannen. Und so sprang ich etliche Paddelschläge später nach einem gekonnten Anlegemanöver leichtfüßig von Bord. Warum die Frau vom Bootsverleih diesen Vorgang mit einem skeptischen „Oha“ kommentieren zu müssen glaubte, ist mir rundweg unerfindlich.
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