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Dienst schieben für olympischen Traum

Mit einer guten Platzierung beim Weltcup-Triathlon in Hamburg will sich Maik Petzold der Weltspitze weiter nähern

HAMBURG taz ■ Zwischendurch und nur für einen Augenblick verschwindet das permanente Lächeln unter der blonden Lausbubenfrisur und die fröhliche Stimme wird ernst, sehr ernst sogar. „Musst du das wirklich schreiben?“, fragt Maik Petzold, während er sich den letzten Löffel Tomatensuppe in den Mund schiebt. „Kann man das nicht weglassen?“ Nein, sorry, man kann das nicht weglassen, es gehört nun mal dazu, wenn man beschreiben möchte, was für ein guter Triathlet dieser Maik Petzold ist, auch wenn ihm speziell diese beiden Ergebnisse ein wenig unangenehm sind. Auf Rang 39 und 41 hat es der 24-Jährige aus Bautzen bei seinen Weltcupstarts in diesem Jahr nämlich lediglich gebracht; das ist eine bescheidene Bilanz. Er selbst sagt, sie sei „beschissen“, auf jeden Fall spiegele sie nicht sein wahres Leistungsvermögen wider. „Da sind ein paar unglückliche Umstände zusammengekommen“, glaubt Petzold. Was sich nach Ausrede anhört, wird durch ein anderes Saisonresultat, das der Blondschopf selbst als „die Krönung“ empfindet, bestätigt: Im Juli wurde Petzold Dritter bei den Europameisterschaften im ungarischen Györ. „Da“, sagt er, „hat einfach alles gepasst.“

Noch ist die Kluft eine große bei dem Dreikämpfer, der Unterschied zwischen Tagen, an denen ihm die Schinderei aus Schwimmen, Rad fahren und Laufen einfach gelingt, und solchen, an denen er getrost auch im Bett liegen bleiben könnte, weil’s eh nicht rund läuft. „Ich will und muss einfach mehr Konstanz in meine Leistungen bringen“, sagt er, „stabile Form“ nennt er das. Dass er, zusammen mit Daniel Unger, als derzeit ambitionierteste deutsche Triathlon-Nachwuchskraft auf der Olympischen Kurzdistanz, prinzipiell zu Großem fähig sein könnte, hat er bei der EM gezeigt, die Ränge vier und sieben bei den letztjährigen Weltcup-Rennen in Lausanne und Toronto unterfüttern diese Ahnung. Speziell beim Schwimmen und Radfahren kann Petzold mithalten mit den Allerbesten der Welt, lediglich beim Laufen fehlt’s noch ein bisschen. In 31:30 Minuten kann er nach 1,5 km Schwimmen und 40 km Radfahren die abschließenden 10 Kilometer rennen, knapp unter 31 Minuten jene, die es bei den Weltcups aufs Treppchen bringen. 30 Sekunden bis zur vordersten Weltspitze. „Ich sehe da bei mir durchaus noch Reserven“, sagt Petzold angriffslustig und mit Hinweis auf seine 24 Jahre, in einer so komplexen Sportart wie dem Triathlon nun wirklich kein Alter.

Zumal Petzold ja noch Zeit hat, ziemlich genau zwei Jahre. Dann werden in Athen wieder olympische Medaillen vergeben. „Das ist das große Ziel“, sagt er, da will er hin. Und um hinzukommen, wird er demnächst sogar sein Studentenleben aufgeben und in den Schoß der Bundeswehr zurückkehren, um in der Sportfördergruppe am Triathlon-Olympiastützpunkt Saarbrücken Dienst zu schieben – schwimmend, radelnd und laufend, versteht sich, unter professionellen Rahmenbedingungen.

Das ist hierzulande keine Selbstverständlichkeit für einen, der sich dem Triathlon verschrieben hat, speziell auf der Kurzstrecke, wo professionelle Strukturen nach wie vor nur fragmentarisch vorhanden sind. Wenn da einer nicht gerade Vuckovic heißt und sich bei Olympia Silber ertanzt auf der Zielgeraden, sieht es in Sachen Sponsoren eher mau aus. „Einem Großteil der deutschen Triathleten wird es erst durch die Bundeswehr ermöglicht, ihren Sport leistungsmäßig zu betreiben“, sagt Petzold. Dass im Fußball jeder Regionalligaspieler das Zwei- bis Dreifache mit dem Sport verdient, ist ihm dennoch keine Klage wert. „Ich muss ja nicht unbedingt Mercedes fahren“, sagt er und lacht. Den Twingo, den er chauffiert, hat er bei einem Triathlon in Paderborn gewonnen – für zwei Jahre auf Leasing-Basis.

Der ganz große Knaller in der persönlichen Erfolgsstatistik fehlt dem eher schmächtig wirkenden Petzold noch, das weiß er selbst. „Eine Goldmedaille, egal wo“, glaubt der 24-Jährige, könnte auch ihn für die Werbewirtschaft interessanter machen, ein lockerer Kerl ist er ja.

Dass es bereits morgen, beim Weltcuprennen in Hamburg, mit dem Platz auf dem obersten Treppchen was werden könnte, scheint Maik Petzold selbst nicht zu glauben. „Ich lasse mich mal überraschen“, sagt er. Hoffentlich sollte man das Ergebnis am Ende nicht besser wieder weglassen. FRANK KETTERER

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