: berliner szenen Verhüllung mal anders
Am Bad Head-Day
Die US-Amerikanerin, und seit einiger Zeit auch ihre europäische Nachmacherin, spricht gerne mal vom „Bad Hair-Day“, und das ist dann nicht ein Tag, an dem das böse Haar brandschatzend durch die Gegend rabaukt, sondern ein Tag, an dem das Haar nicht sitzt, wie es zu sitzen hat. Da man mit einer nicht perfekten Frisur auf GAR KEINEN FALL auf die Straße gehen darf, soll man ein Tuch um den Kopf winden, um der Öffentlichkeit diesen Anblick zu ersparen.
Außerdem könnte man natürlich Schleier tragen, das machen schließlich viele aus ganz unterschiedlichen Gründen. Denn so ein zünftiger Kopf-und-Gesichts- Schleier kann nicht nur die Regierung auf den Plan ziehen (wenn man von unter ihm unterrichten möchte), die schlimmen, starken, übermächtigen männlichen Triebe im Zaum halten (es kommt der Augenblick, so hieß es schon in einer Bravo aus den 50ern, da will er nur noch ZEUGEN) und einen Standpunkt zum kulturellen und/oder religiösen Hintergrund der Trägerin setzen, sondern der topaktuelle CATCH I-Schleier, für den ein neu gegründetes Modelabel in Mitte Pauken und Trompeten rührt und der ungefähr aussieht wie eine weiche Fecht-Schutz-Kappe, kann auch noch Folgendes: erstens einen neuen „Verhüllungsstil“ kreieren, der den Blick auf „das persönliche Markenzeichen, das – verhüllte – Gesicht, lenkt“. Zweitens außer „visuellem Schutz“ auch noch dem Bedürfnis „Schutz vor Umwelteinflüssen wie Smog und UV-Strahlen“ genügen. Und drittens damit die drei Eigenschaften „Schutz, Komfort, Lifestyle“ erfüllen. Er ist so schick, dieser Smog-Trotzer, dass man mit ihm auf Demos gehen und jeden Bullen, der „Vermummungsverbot!“ murmelt, mit modischer Grandezza aushebeln sollte. JENNI ZYLKA
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