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Danke, Herr Mehdorn

Zugfahrten in Bremens Nachbarstädte werden ab Mitte Dezember zum Teil um 50 Prozent teurer

Für 8,60 Euro nach Hannover – diese Zeiten sind bald vorbei. Zugreisende sollten für eine Fahrt in die niedersächsische Landeshauptstadt in Zukunft mindestens 12,90 Euro bereithalten. „90 Prozent aller Fahrgäste benutzen nur Nahverkehrszüge“, sagt Michael Frömming, Landesvorstand Bremen/Niedersachsen vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Ob Bremen-Cuxhaven oder Oldenburg-Emden – wer in Regionalzügen bisher seine Bahncard nutzte, hat in Zukunft das Nachsehen.

Um billig etwa von Bremen nach Bremerhaven zu kommen , lösten trickreiche BahnfahrerInnen bisher ein Bahncard-Ticket bis Wremen und zahlten dafür 5,35 Euro. Die gleiche Strecke im gleichen Bummelzug kostet in Zukunft je nach Abfahrtszeit 8 oder sogar 9,30 Euro – satte 73 Prozent mehr. Reisen zwei Erwachsene mit neuer Bahncard, zahlen sie zusammen 16,05 beziehungsweise 16,85 Euro, für drei Erwachsene kostet die Fahrt in jedem Fall 24,35 Euro. Bahn-Sprecher Norbert Giersdorff: „Es kann sich lohnen zu rechnen.“

Grund für die Preissteigerungen ist die neue Bahncard (ab Mitte Dezember ersetzt sie die alte), die statt 50 nur noch 25 Prozent Preisnachlass bringt. Zusätzliche Rabatt-Möglichkeiten für MitfahrerInnen und FrühbucherInnen, wie die Bahn sie etwa im Fernverkehr anpreist, gibt es im Nahverkehr nicht.

Wie bisher die alte bringt auch die neue Bahncard im Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN) keine Ermäßigung. Der VBN hat sich dagegen entschieden. „Sonst hätten wir alle Fahrkartenautomaten umrüsten müssen“, sagt VBN-Sprecher Hermann Pricklenk. Bei lediglich 25 Prozent Bahncard-Nachlass sei es zudem günstiger, die VBN-4er-Karten zu nutzen.

Ob auch Pendler, die außerhalb des VBN-Tarifgebiets wohnen, ab Dezember mehr für ihre Monats- und Wochenkarten zahlen müssen, steht nach Angaben der Bahn AG noch nicht fest. „In Ausnahmefällen“ sei aber mit Preissteigerungen von bis zu neun Prozent zu rechnen, sagt Bahn-Sprecher Giersdorff.

Lediglich in Einzelfällen profitieren InhaberInnen der alten Bahncard vom neuen Tarifsystem. Weil die bisherigen Zuschläge für die Intercitys in den Preis hineingerechnet werden, verbilligt sich etwa das Ticket von Bremen nach Hamburg mit dem Intercity für sie von bisher zwölf auf 10,70 Euro.

Trotz der Nachteile für die NahverkehrskundInnen und alle Fahrgäste, die spontan reisen wollen und daher die neuen „Plan&Spar“-Preise nicht nutzen können, rechnet die Bahn AG nicht mit Verärgerung unter den FahrgästInnen. An Computerterminals, die noch in diesem Monat auch im Bremer Hauptbahnhof aufgestellt werden sollen – so genannten „Info-Countern“ – könnten sich die Bahnkunden ihre neuen Fahrpreise schon im Voraus errechnen lassen, erklärt Giersdorff. VCD-Mann Frömming ist sicher: „Einfacher wird es mit dem neuen System nicht.“ Armin Simon

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