: vorlauf kinderhort Winkelmaiers suchen nach den schönsten Spielsachen
Kinder, das können alle bestätigen, die selber welche haben, neigen tendenziell eher zum Konservativismus. Sie essen stets nur Nudeln mit Tomatensoße oder Spiegelei ohne gar nichts, sie brauchen allabendlich denselben Teddy, sonst können sie nicht einschlafen, und sie wollen immer exakt dahin in Urlaub, wo sie schon im vergangenen Jahr waren. Vermutlich deshalb sind Märchen solche Dauerbrenner. Da konnten sich ganze Generationen von Literaten die Finger wund schreiben, aber wenn’s ums erste Gruseln geht, stehen immer noch vorzugsweise die Gebrüder Grimm am Kinderbettchen und machen „Buh“.
Solchen Traditionen allerdings nurmehr entfernt verpflichtet, legt das Carrousel Theater in Karlshorst den Klassiker „Rapunzel“ neu auf. Für die Koproduktion mit dem Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin, deren Premiere am kommenden Mittwoch, 30. Oktober, um 18 Uhr in der Parkaue 29 in Lichtenberg steigt, wurde die Geschichte nicht vollkommen umgekrempelt, aber doch vom anderen Ende her aufgezäumt. Wie eigentlich kam das Mädel mit dem überlangen Zopf überhaupt in diesen vermaledeiten Turm ohne Tür, aus dem sie dann vom unvermeidlichen Prinzen erst gerettet werden konnte? Das erfahren Menschen ab sechs Jahre in diesem Prequel.
Weil Märchen aber nicht nur Stoff für die ersten Albträume liefern, sondern auch erbaulich sein sollen und lehrreich und den jungen Menschen formen, deshalb gibt es zum Ausgleich die altgediente Moralparabel von „Des Kaisers neuen Kleidern“ im Puppentheater Firlefanz (heute um 16 Uhr, morgen 11 und 16 Uhr, Sophienstraße 10, Mitte) garantiert ohne größere Überraschungen für unsere kleinen Konservativen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen