: vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Der Plan von der Abschaffung des Dunkels ist kein Sanierungskonzept für die Berliner Bühnen. Es war der dänische Schriftsteller Peter Hoeg, der einen Roman mit diesem Titel schrieb. Es geht um drei Kinder in einem Waisenhaus, die an einem merkwürdigen pädagogischen Experiment teilnehmen. Am Ende ist das Dunkel nicht abgeschafft, sondern schrecklich übermächtig geworden. Christiane Pohle, die in Berlin durch ihre Inszenierung von Gesine Danckwarts „Täglich Brot“ in bester Erinnerung geblieben ist, hat den Roman für das Theater bearbeitet (ab Donnerstag in den Sophiensaelen). In Zeiten, wo Bühnen und Akteure um ihre Zukunft bangen, muss man gelegentlich neue Wege gehen: wie zum Beispiel Antony Rizzi, dessen neues Tanzstück heute Abend auf keiner Bühne, sondern in einer konspirativen Privatwohnung uraufgeführt wird. Auch das Tarifsystem ist revolutionär, denn der Eintrittspreis wird vom Besucher individuell bestimmt. „I am Open and Receptive to New Avenues of Income“ heißt das Spektakel schließlich, das sich auch als optimistische Reflexion über den zeitgenössischen Pessimismus versteht (siehe oben). Dass Wohnungen beziehungsweise Turmzimmer dem individuellen Freiheitsdrang gelegentlich nicht genug Entfaltungsmöglichkeiten bieten, hat uns die Geschichte von Rapunzel gelehrt. Dort dient ein alter Zopf zum Ausstieg in ein neues Leben. Das Carrousel-Theater hat das Märchen jetzt für Kids von heute aufbereitet (ab Mittwoch). Vor einem Jahr starb Thomas Brasch, dessen Gedenken an diesem Wochenende zwei Aufführungen seiner rasanten Übersetzung von Shakespeares „Richard II“ im BE gewidmet sind. Sonntag liest Katharina Thalbach aus Braschs Gedichten.
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