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unterm strich

Kurt Cobain lebt! Kurt Cobain ist tot! Nirvana sind tot! Es leben Nirvana! Seit gestern gibt es das lang erwartete neue Nirvana-Album „Nirvana“. Das Cover des Albums sieht aus wie eine Todesanzeige, ein schlichter weißer Nirvana-Schriftzug vor schlichtem schwarzem Hintergrund: Grunge is dead. Doch es gibt einen neuen, unveröffentlichten Song, der dieses Greatest-Hits-Album öffnet und sozusagen featuret: „You Know You’re Right“ heißt das Stück, das zwei Monate vor Cobains Selbstmord aufgenommen wurde. Jahrelang lagerte es ungenutzt in Chris Novoselic’ Keller, da sich Cobains Witwe Courtney Love und die beiden lebenden Nirvana-Mitglieder Dave Grohl und Chris Novoselic nicht über eine Veröffentlichung einig werden konnten. Das Stück ist ein ultimatives Nirvana-Requiem, ein Last-Goodbye-Klassiker der Sorte „It’s better to burn out than to fade away“. Cobain singt hier: „I will move away from here/ You won’t be afraid of fear/ No thought was put into this/ I always know it would come to this“ und schreit schließlich immer wieder „Pain, pain, pain“. Das ist bitter, das ist hart, diese wehe Seele bekommt weiß Gott nie seine Ruhe. Die Plattenfirma kennt da nichts. So sorgsam das Cover ausgesucht und gestaltet wurde, so sorgsam vermittelt sie auf Plakaten den Eindruck von business as usual. Am 31. 10. sind Nirvana live in Saarbrücken, am 1. 11. in Bochum und Hamburg usw. Sind natürlich nur Record-Release-Partys, auf denen Nirvana-Songs gespielt werden. Aber was ein richtiges Album ist, will eben auch betourt werden. Pop-Tote sterben nie, heißen sie nun Beatles, Notorious B.I.G., Jeff Buckley oder Nirvana. Bis an kein Ende ihrer Tage wird immer was zu Tage gefördert werden: echte Dokumente, nachträglich Bearbeitetes, unvollendete Sessions. Resteverwertung galore und forever. Mal sehen, was für Schätze noch so in den Kellern von Novoselic, Grohl oder gar Love lagern.

Das richtige Leben geht übrigens auch weiter: Christoph Marthalers Kündigung wurde am Montag vom Schauspielhaus-Verwaltungsrat zurückgenommen. Marthaler bleibt zunächst bis 2004 auf seinem Posten.

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