piwik no script img

Überdosis dummes Geschwätz

Betr.: „Der diskrete Charme der Exekutive“, taz bremen vom 25.9.02

Marieluise Beck hat in diesem Interview wieder einmal zum Besten gegeben, welche Art von Realitätsverleugnung mit dem Charme der Exekutive einhergeht. Die leid- und todbringenden Aspekte der Rot-Grünen Politik gegenüber Nicht-Deutschen, allen voran die rassistische Ausländerrechts- und Asylgesetzgebung und insbesondere der Bereich Abschiebungen und Abschiebehaft werden von der obersten staatlichen Ausländerfreundin nicht einmal erwähnt, geschweige denn problematisiert oder gar abgelehnt. Dass auch der Interviewer es unterlässt, Fragen in diese Richtung zu stellen, bestätigt, wie beliebt es ist, diese grausamen Aspekte der (rot-grünen Regierungs-) Realität kollektiver Verdrängung anheim fallen zu lassen. Lieber sekundiert der Autor Frau Beck bei ihren moralphilosophischen Ergüssen, wie etwa, dass „wir“ (womit sie wahrscheinlich sich selber meint) unbedingt auf die Einwanderer zugehen müssen, weil es da ungeheure Verletzungen und ein „Gefühl“ (!) gäbe, in dieser Gesellschaft keine Chance zu haben. Dass letzteres keinem trügerischen Gefühl geschuldet ist, sondern angesichts der rassistischen, repressiven und ausbeuterischen AusländerInnenpolitik einen wahren Sachverhalt abbildet, wird in diesem Interview durch eine Überdosis an dummem Dialog-Geschwätz zu vertuschen gesucht.

Ralf Hillebrandt, grenzenlos

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen