: Irrlicht Sehnsucht
Artur Becker gönnt sein schreiberisches Herz den glücklich Unglücklichen und Grenzgängern
Polen ist groß. So groß, dass die Grenzen auch mal bis nach Kanada reichen. Jimmys Auswanderungsversuch scheitert im Indianerghetto und letztendlich endet er doch wieder in der polnischen Heimat, wo wärmende Geborgenheit eher rar ist. Zumindest wird sie nicht aufdringlich nach außen getragen, sie ist da, man muss sie nur finden. Das ist Melancholie. Glücklich unglücklich, so sind Artur Beckers Helden in seinen Erzählungen „Die Milchstraße“, aus denen er am Sonntag in der Humboldt-Bibliothek Tegel lesen wird. Tote Sternlichter in der Leistungsgesellschaft, intellektuell Aussätzige, Grenzgänger und Staatenlose – ohne zu resignieren, unfreiwillig komisch, unfreiwillig leuchtend. Apocalypse irgendwann, nur nicht jetzt. Zerstreut in alle Himmelsrichtungen, verbindet sie nur eines: Sehnsucht und Fremdheit. 1968 in Masuren geboren, seit 1985 in Deutschland ansässig, macht sich der Autor Artur Becker seine persönliche Doppelperspektive zunutze, die sich in humorvollen, verzweifelten, und, wie er mal der taz in einem Interview sagte, auch authentischen Stimmen äußert: „Bei mir ist fast alles autobiografisch. Wichtiger ist es mir, dass Leute, die nicht berühmt sind, nicht vergehen oder sterben.“ KST
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