: Klimaschutz auch in armen Ländern
Weltkonferenz in Neu-Delhi einigt sich auf Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern und Krisenfonds für unmittelbaren Schutz vor Katastrophen. Umweltschutzorganisationen nicht begeistert. USA und Ölstaaten versuchten wieder einmal, zu bremsen
aus Delhi BERNARD IMHASLY
Die Achte Konferenz der Vertragsparteien der Klimakonvention ist am Freitag in der indischen Hauptstadt Delhi doch noch mit der Verabschiedung einer „Delhi Declaration“ zu Ende gegangen. Bis zum letzten Augenblick war ein Konsens über dieses politische Dokument nicht gesichert. Auf der einen Seite wollten die Industrieländer, dass das Dokument einen ersten Anstoß für Kioto II liefert, also den Weg zu weiteren Verpflichtungen zur Reduzierung der Treibhausgase weltweit. Die Gruppe der Entwicklungsländer witterte dahinter zu Recht den Beginn einer Diskussion über Emissionssenkungen in großen Schwellenländern wie Indien, China und Brasilien.
Die mühsame Konsensfindung zischen reichen und armen Ländern überschattete eine Reihe von erfolgreichen Verhandlungsabschüssen. So ist der „Clean Development Mechanism“, der fallende Emissionen von Treibhausgasen mit der Entwicklung von umweltfreundlichen Technologien koppeln soll, nun einsatzbereit. Es gibt künftig auch einheitliche Regeln über die Berichterstattung jedes Landes zu seinen Abgasen – auch der Entwicklungsländer der Gruppe G-77, die ja auch immer mehr Kohlendioxide in die Atmosphäre ausstoßen. Schließlich gab es Fortschritte bei den drei Fonds, die vor einem Jahr in Marrakesch beschlossen wurden, um armen Ländern beim Schutz vor direkten Folgen des Klimawandels –wie Stürme und Fluten – zu helfen.
Umweltschutzorganisationen bewerteten den Ausgang der Konferenz meist skeptisch. Der am Freitag vorgelegte Entwurf bleibe weit hinter den Erwartungen vieler Regierungen und Umweltschutzgruppen zurück, hieß es von Seiten des Netzwerks der regierungsunabhängigen Organisationen CAN. Sunita Narain von der indischen Umwelt-NGO „Centre for Science and Environment“ wandte sich gegen die Allianz von Ölstaaten und den USA, die verbindliche Emissionskontrollen verindern wollen.
Bei der Konferenz in Neu-Delhi geht es um die Umsetzung des Kioto-Protokolls. Es sieht vor, dass Industriestaaten bis zum Jahr 2012 die Emission von Treibhausgasen im Vergleich zu 1990 um 5,2 Prozent verringern. Entwicklungsländer sind beim Kioto-Protokoll bisher nicht zu Reduktionen verpflichtet. Die USA als bei weitem größter Treibhausgas-Emittent weigern sich, dem Protokoll beizutreten. Sie weigern sich ebenfalls, in die Klimaschutzfonds einzuzahlen.
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