: Fixstern verglüht
Drogenhilfe soll aus dem Schanzenviertel verschwinden. Mögliche Verlagerung und Zentralisierung im Wüstenroth-Haus in St. Georg, neben dem Büro für Suchtprävention. Bezirksversammlung Eimsbüttel fordert dagegen Erhalt des alten Standortes
von ELKE SPANNER
Im Schanzenviertel wird es in eineinhalb Jahren keine Drogenhilfe mehr geben. Gesundheitssenator Peter Rehaag (Schill-Partei) bestätigte gestern, dass die Fixerstube „Fixstern“ am Schulterblatt Ende 2003 definitiv geschlossen wird und auch ein Umzug in die benachbarte Lagerstraße ausgeschlossen ist. Von einem alternativen Standort im Quartier ist keine Rede. Der Trägerverein „freiraum“ will sich nun zwar auf die Suche nach einem geeigneten Gebäude begeben. Im Grunde sei aber klar, dass man im Viertel nicht fündig werden könne, sagt Geschäftsführer Norbert Dworsky: „Der Entscheidung, in die Lagerstraße umzuziehen, war schon eine Suche von über zweieinhalb Jahren vo- rausgegangen.“
Wahrscheinlicher als ein Umzug innerhalb des Viertels ist, dass der Fixstern zusammen mit der Fixerstube „Drob Inn“ und den Übernachtungsstätten für Süchtige, „Realex“ und „Nox“, in das ehemalige so genannte Wüstenroth-Haus in St. Georg einziehen wird. Bestätigt wird das von der Gesundheitsbehörde bisher allerdings nicht, „da ist noch nichts entschieden“, sagt Sprecher Michael Mrozek.
Die Bezirksversammlung Eimsbüttel hat den Bezirksamtsleiter nun aufgefordert, sich beim Senat „für den Erhalt des Fixstern und eine Entwicklung des Standortes an der Lagerstraße als Voraussetzung für eine verträgliche Entwicklung im Schanzenviertel einzusetzen“. Mrozek hingegen hält auch die ersatzlose Schließung der Fixerstube für eine gute Lösung – auch für das Schanzenviertel: „Wenn man im Wüstenroth-Haus ein gutes Angebot macht, werden die Süchtigen aus der Schanze da schon hingehen.“
Dort würden sie wahrscheinlich mit einer ganz anderen Klientel zusammentreffen: Das Büro für Suchtprävention erwägt, in das benachbarte „Schubert-Haus“ einzuziehen, das die Stadt zusätzlich zum Wüstenroth-Haus kaufen wird. Das Büro muss seine derzeitigen Räume in der Brennerstraße in St. Georg zum Jahresende verlassen.
Leiter Artur Schroers hält einen Umzug in das Schubert-Haus zwar räumlich „für eine deutliche Verbesserung“, da die MitarbeiterInnen zurzeit sehr beengt arbeiten würden. Allerdings müssten Vorkehrungen geschaffen werden, um für BesucherInnen nicht zu hohe Schwellen dadurch entstehen zu lassen, dass im Nachbargebäude die offene Drogenszene der ganzen Stadt angesiedelt wird. Es suchten zwar nicht ganze Schulklassen das Büro auf, aber durchaus einzelne junge Leute. Und, so Schroers, „auf harte Abschreckung ist unsere Prävention nicht angelegt“.
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