: Konzentration auf das Kerngeschäft
Im DFB-Pokal unterliegt Holstein Kiel dem VfL Bochum mit 1:2 – und widmet sich nun dem Abstiegskampf in der Regionalliga. Nach dem Sieg über Hertha in Pokalrunde eins ist man jetzt wieder auf der Erde gelandet
Wer es gerne komfortabel mag, sollte das Kieler Holstein-Stadion meiden. Aus den Lautsprechern scheppert Marschmusik („Gruß aus Kiel“), auf den Stehtraversen der Westkurve wächst ein Baum – und der holprige Rasen begünstigt auch kein gepflegtes Fußballspiel. Doch von solch widrigen Bedingungen ließen sich die Fans der KSV Holstein Kiel nicht schrecken. 8.200 Zuschauer kamen am lausig kalten Mittwochabend zum DFB-Pokalspiel gegen den VfL Bochum. Und selbst die unglückliche 1:2-Niederlage gegen den Erstligisten schien den Kieler Anhang nicht zu schmerzen. „Dieses Spiel war für uns ein Zubrot. Eine nette Gelegenheit, uns der bundesweiten Öffentlichkeit zu präsentieren“, sagte Holsteins Vorsitzender Dr. Sven Jacob.
Ohnehin plagen Holstein Kiel zurzeit andere Sorgen. Mit großen Erwartungen war der Regionalligist in die Saison gestartet, nun steht man auf einem Abstiegsplatz. Bereits drei Trainer hat der Verein in dieser Spielzeit verschlissen. Gerd-Volker Schock musste wegen seines dritten Hörsturzes passen, Spielertrainer Daniel Jurgeleit war nur eine Interimslösung. Seit kurzem sitzt Hans-Werner Moors auf der Trainerbank. Mit ihm kam der Aufschwung, sechs Spiele blieb Kiel ohne Niederlage. Der Anschluss ans Mittelfeld ist geschafft. „Diesen Trend müssen wir verstetigen. Deshalb war die Partie gegen Bochum für uns nur ein Schaulaufen. Das wichtigste Spiel steht am Sonnabend an – bei den Amateuren von Bayer Leverkusen“, sagte Moors.
Holstein Kiel spielte dennoch engagiert, brachte den Bundesligisten mehrfach in Verlegenheit. Allein Marek Trejgis tauchte dreimal frei vor Bochums Torwart Christian Vander auf, scheiterte jedoch kläglich. So langte es nur zu einem Tor durch Dmitrijus Guscinas (33.), der nach einer desaströsen Bochumer Abseitsfalle zum zwischenzeitlichen Ausgleich traf. „Das war heute unser einziges Manko. Wir hätten mehr aus den Chancen machen müssen“, klagte Moors später. Der VfL Bochum nutzte seine wenigen Möglichkeiten durch Dariusz Wosz (30.) und Paul Freier (52.) und sicherte sich so den glücklichen Sieg. Trainer Peter Neururer hofft nun auf einen interessanten Gegner in der dritten Runde. „Am liebsten wäre mir ein Spiel gegen Bayern. Das wird live übertragen und spielt Geld in die Kasse.“
Holstein Kiel hingegen kann sich nach der Pokal-Überraschung gegen Hertha BSC Berlin vor neun Wochen nun wieder auf das Kerngeschäft konzentrieren – den Kampf um den Klassenerhalt. Moors: „Wir sind froh, wenn wir in der nächsten Saison noch in der Regionalliga spielen dürfen.“ Matthias Anbuhl
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen