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was macht eigentlich ...der 9. November?

Ziemlich ruhig sein

Warum nur dieser 9. November? Liegt es am Wetter, das zu dieser Jahreszeit meist trübe ist und zu trüben Ideen Anlass gibt? Warum überschlagen sich in Deutschland an diesem Tag die historischen Daten? Wäre es nicht schön, diesen Tag einfach zu überspringen, um einmal nicht so schwere Erinnerungsstücke schreiben und lesen zu müssen?

Zur Erinnerung: Am 9. November 1918 rief (neben Karl Liebknecht) der Wortführer der Mehrheits-SPD im Reichstag, Philipp Scheidemann, nach der Niederlage der Deutschen im Ersten Weltkrieg und der Abdankung des Kaisers die Republik aus. Fünf Jahre später, 1923, putschte der Münchener Provinzfaschist A. Hitler mit Getreuen erfolglos gegen diese Republik. Genau 15 Jahre danach begann mit dem Novemberpogrom 1938 der Holocaust. Und 51 Jahre danach fiel die Mauer, die beide deutschen Staaten trennte.

Wenn man dann auch noch die Hinrichtung Robert Blums, des Führers der Linken im Paulskirchenparlament 1848, dazunimmt, zudem die „große Kladderadatsch“-Rede von SPD-Chef August Bebel 1911 und vielleicht die Gründung der SS 1925 – dann hat man nur alle fünf Jahre kein „rundes“ Gedenkdatum.

Heute ist wieder so ein 9. November, an dem die Gnade des Kalenders uns ein „rundes“ Datum erspart. Wohl deshalb gibt es nur kleinere Gedenkveranstaltungen in Berlin – meist an das Pogrom erinnernd, kaum an den Mauerfall. Vielleicht ist dies stillere Gedenken auch eine Chance: in Ruhe über Geschichte nachzudenken. GES FOTO: JAN BAUER

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