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press-schlagDie neue Walz von der Pfalz dreht auf, die alte will auswandern

Wo liegt eigentlich Albanien?

Liegt Albanien in der Pfalz? Natürlich eine ziemlich blöde Frage, die sich nur anbietet, wenn man die Praktiken einiger Posteninhaber im pfälzischen Schmuckkästchen 1. FC Kaiserslautern studiert. Warum Albanien? Weil es da, im Vorstand des 1. FCK, zugeht wie dort – in Albanien. Eine Gegend, in der weder Recht noch Gesetz herrschen, wie man weiß.

Jener, der Albanien in die Pfalz gebracht hat, ist ausgerechnet ein Schweizer. René C. Jäggi, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender. Ein Schweizer, wo doch jeder weiß, dass die Schweiz genau das Gegenteil Albaniens ist: verlässlich und ordentlich. Geradezu pingelig, was Geldsachen angeht. Jeder, der in der Schweiz seine mit Waffenhandel ergaunerten Millionen gebunkert hat, kann sicher sein, dass die – Weltwirtschaftskrise hin oder her – immer noch dort liegen. René C. Jäggi, die neue Walz von der Pfalz, ist anders. René C. Jäggi spricht: „Ich bin Unternehmer, kein Arbeitsrechtler.“ Was wohl heißen soll: Die rechtliche Seite des Geldproblemes interessiert diesen Schweizer nicht.

Daher auch seine erstaunlichen Vorschläge zur Sanierung des Klubs. Erste Maßnahme: Die Spieler werden überredet, „sich bereit zu erklären“, künftige Punktprämien in Höhe von 1,5 Millionen Euro dem Verein „zu spenden“. Eine Maßnahme, die zumindest vom subtilen Humor des Vorsitzenden kündet. Zum Zweiten hatte René C. Jäggi gedroht, die Gehälter der Spieler um 50 Prozent zu kürzen, sollte die Mannschaft die nächsten beiden Heimspiele verlieren. Da stellt sich die Frage: Was hat Spiele gewinnen mit Geld haben zu tun?

Nicht, dass den Spielern keine Kürzung ihrer sehr reichlich fließenden Kohle zuzumuten wäre. Man kann jedoch Verträge nicht einfach für nichtig erklären, nur weil ein Verein, der über Jahre völlig illusionär über seine Verhältnisse gelebt hat, dem verdienten Bankrott entgegensteuert. Beispielhaft für zig andere Kollegen, denen schon lange jegliches Verhältnis zur Realität verloren gegangen ist. Es ist einfach an der Zeit, diesem bundesligaweit vor sich hin dilettierenden Konglomerat von geltungssüchtigen Unternehmern, größenwahnsinnigen Funktionären und ihr Gnadenbrot fressenden ehemaligen Starspielern, nachhaltig die Ohren lang zu ziehen. Und sie in die Wüste zu schicken. Oder nach Albanien. Wohin sich übrigens René C. Jäggis Vorstandskollege und vormalige Walz von der Pfalz, Hans-Peter Briegel, schon mal aufgemacht hat. Angeblich, um die dortige Nationalmannschaft zu trainieren. ALBERT HEFELE

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