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„Das wird kein Moscheeverein“

Der Sieg der islamischen AK-Partei in der Türkei hat inspiriert: Anhänger wollen auch in Deutschland einen Ableger gründen. Die Neugründung soll aber nicht AK-Partei heißen. Und eine Nähe zur islamistischen Milli Görüs bestreiten die Initiatoren auch

von CEM SEY

Die neuen Machtverhältnisse in der Türkei wirken auf die Migranten in Deutschland zurück: Nachdem die islamische „Gerechtigkeit- und Entwicklungspartei“ (AKP) zur Regierungspartei in Ankara aufgestiegen ist, scheint auch ein deutscher Ableger möglich. „20 bis 30 Personen, überwiegend Unternehmer, diskutieren die Gründung einer AKP-Organisation“, sagt Süleyman Aslan, einer der Wortführer. Ein Vorantrag zur Gründung liegt beim Amtsgericht Köln.

Obwohl die Entwicklungen in der Türkei durchaus als Vorbild dienen, pocht man auf Eigenständigkeit: „Schon vor den Wahlen in der Türkei wurde die Gründung eines AKP-Vereins diskutiert“, so Aslan. Das „Neue“ an diesem Projekt sei, dass man sich nicht mehr so ausschließlich an der ehemaligen Heimat orientieren wolle: „Türkische Gemeinden und Vereine in Deutschland haben ihre Wurzeln bisher immer noch in der Türkei.“ Stattdessen wenden sich die Neugründer an „die zehntausende von jungen Menschen, die hier groß geworden sind“. Vor allem die Akademiker und Unternehmer unter ihnen will man zusammenzubringen, um eine Art „Zivilgesellschaft“ zu schaffen.

Zwar ist sich Aslan sicher, dass er mit Unterstützung aus der Türkei rechnen kann. Dennoch weist er Gerüchte zurück, dass die Gründung eines deutschen AKP-Vereins in Ankara beschlossen wurde. Auch eine Nähe zur islamistischen Organisation „Milli Görüs“ streitet er ab. Allerdings hat der Bauunternehmer, der auch eine Hausverwaltung in Witten besitzt, den unabhängigen türkischen Unternehmerverband Müsiad mitgegründet. Der Verein gilt sowohl in der Türkei als auch in Deutschland als Sammelbecken orthodox-muslimischer Unternehmer.

Die deutsche AKP-Organisation werde „kein Moscheeverein“, betont Aslan. Statt „religiöser Dienste“ wolle man „soziale und kulturelle Dienste anbieten“. Man strebe Neutralität an, auch gegenüber Milli Görüs: „Wir werden zu allen religiösen und politischen Organisationen den gleichen Abstand halten.“ Aslan will den Türken in Deutschland ein neues Bewusstsein schenken. So träumt er etwa davon, alle türkischstämmigen Bundesliga-Fußballer in einer Mannschaft zu sammeln, damit die Türken in der Bundesliga endlich angemessen vertreten sind. Aslan, eingebürgerter Deutscher, unterstützt die Integration – allerdings dürfe dies nicht bedeuten, dass Türken ihre Sprache verlernen sollen. „Die Schuld an der mangelnden Integration sehe ich eher bei den Deutschen.“

Bis zur eigentlichen Gründungsversammlung in einem Vierteljahr sollen noch zahlreiche Diskussionen mit Interessenten stattfinden. Dabei soll sich der Gründerkreis auf rund 200 Personen erweitern; auch „Hausfrauen“ will man gewinnen. Ein neuer Name wird ebenfalls gesucht, um Eigenständigkeit zu demonstrieren. Noch allerdings steht beim Amtsgericht Köln, wo der Verein bisher geführt wird, auf einer grünen Karteikarte: „AK-Partei“.

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