lokalkoloratur

Beim HSV herrscht derzeit eine Euphorie, als ob der Nikolaus ein paar Tage zu früh die Stiefel gefüllt hätte. Die Kickschuhe mit einem Haufen Gefühl für die richtigen Pässe zur richtigen Zeit und die Businesstreter mit den passenden Nachrichten. Der Interimsvorsitzende Ronny Wulff hat sich als wahrer Nikolaus geoutet, selbst wenn er es mit dem Datum nicht so genau nimmt. Sportlich geht es aufwärts, Verträge mit wichtigen Spielern wie Ujfalusi und Barbarez wurden verlängert und jetzt erfüllt er dem Verein scheinbar auch noch den letzten Herzenswunsch, einen kompetenten Präsidenten zu installieren. „Der Beste ist gerade gut genug“, verkündet Wulff und prompt flattert die Nachricht des beendeten Arbeitsverhältnis zwischen dem Wunschkandidaten Bernd Hoffmann (taz berichtete) und seinem Arbeitgeber Sportfive in die AOL-Arena. „Besser Glücksschwein als Seuchenvogel“, meint Wulff zur eigenen Rolle, bleibt aber bescheiden: „Ich kann keine Tore schießen.“ Der europaweit aktive Sportvermarkter Sportfive und Hoffmann trennen sich, da es seit längerem Meinungsverschiedenheiten zwischen Hoffmann und dem französischen Chef Jean-Claude Darmon gegeben haben soll. Jetzt müsste Wulff dem HSV nur noch das nötige Kleingeld bereitstellen. Denn der Spitzenmanager wird vermutlich wesentlich teurer sein als der vor fünf Wochen zurückgetretene Hackmann, der 450.000 Euro verdiente. Es wird gemutmaßt, dass Hoffmann als hauptamtlicher Präsident mindestens das Doppelte kosten würde. Und ob der Aufsichtsrat des Vereins unter diesen Bedingungen bereit ist, sich den Diensten des einzig wahren Nikolauses zu entledigen, sollte wohlüberlegt werden. So einen tollen Präsidenten wie Wulff hatte ein Hamburger Fußballverein schon lange nicht mehr. fog