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unterm strich

Nachdem vor zwei Monaten die mit 33 Prozent an der Eichborn AG beteiligte Achterbahn-AG („Werner eiskalt“ etc.) Insolvenz beantragt hatte, gab es schon auf der Frankfurter Buchmesse Gerüchte, auch der Eichborn Verlag stehe kurz vorm Gang zum Konkursrichter. Wurde seinerzeit bei Eichborn viel Optimismus zur Schau gestellt, herrscht inzwischen deutlich gewachsene Krisenstimmung beim börsennotierten Frankfurter Verlag. Nach der Verkündung schlechter Quartalszahlen – der Konzern machte 2002 bis Ende September einen Umsatz von 15,5 Millionen Euro (minus 20 Prozent) und einen Verlust von rund 2,5 Millionen Euro – sowie der Kündigung des zum Piper Verlag wechselnden Programmchefs Wolfgang Ferchl wurde jetzt bekannt, dass „Arschloch“-Erfinder Walter Moers dem Verlag den Rücken kehrt. Moers war bislang so eine Art Goldesel für Eichborn; er veröffentlicht sein neues für den Frühjahr geplantes Buch bei Ferchls neuem Verlag Piper. Eichborn steht nun vor entscheidenden Veränderungen: Alle Beteiligungen an Tochterfirmen jenseits des ursprünglichen Verlagsgeschäfts sollen abgestoßen werden. „Die bisherige Strategie ist gescheitert“, gibt Eichborn-Vorstand Matthias Kierzek zu. Die Eichborn AG war vor zweieinhalb Jahren als erster unabhängiger deutscher Verlag an die Börse gegangen und hatte daraufhin kräftig angebaut. Um die gesamte Verwertungskette der Inhalte in eigener Hand zu behalten – Film- und TV-Rechte, Filmmusik, Video, Geschenkartikel, Hörbuch – beteiligte sich die AG an der Rechteverwertungsagentur ATL Books, an der Musikmarketing-Firma Double Fun und der Filmproduktion Classic Film. Hinzu kamen Karriereberatung in mehreren „Büros für Berufsstrategie“, eine Mehrheitsbeteiligung am Zürcher Pendo Verlag und das neu gegründete „Lido“-Hörbuchlabel.

Kein Eichborn-Autor und wahrscheinlich auch keiner, der Eichborn mit einem neuen Werk aus den roten Zahlen rausbringen könnte, ist Peter Handke. Heute wird er 60 Jahre alt. Wir gratulieren ganz herzlich. Der italienische Künstler Achille Castiglioni, ein Wegbereiter des modernen Industriedesigns, ist am Montag im Alter von 84 Jahren in Mailand gestorben. Castiglioni entwarf unzählige Objekte, die heute u. a. im New Yorker Museum of Modern Art oder im Londoner Victoria and Albert Museum zu sehen sind. Berühmte Objekte von ihm sind etwa seine Leuchte „Toio“ aus einem Autoscheinwerfer und der Stuhl „Messandro“ nach Art eines Traktorsitzes. „Der Designer, der den italienischen Stil groß gemacht hat“, titelte der Corriere della Sera zum Tod von Castiglioni.

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