Bärte ab

Wie immer um den Nikolaustag herum tragen sie auch dieses Jahr ihr Gesichtshaar ins CCH, angeblich zum letzten Mal. 40 Jahre lang waren The Dubliners dafür zuständig, auf der ganzen Welt ein Irland-Bild zu etablieren, dem kaum beizukommen war.

Ihr erster größerer Hit „Seven Drunken Nights“ kann bis heute als Zusammenfassung des Phänomens gesehen werden: Ein Song mit Credibility (angeblich die englische Übersetzung einer „uralten“ gälischen Ballade), in dem viel getrunken wird und krude sexuelle Anspielungen (Flöte) gemacht werden.

Solch proletarisch gefärbte Volkstümlichkeit musste in den 70er und 80er Jahren hierzulande funktionieren: Der in Öko- und Friedensbewegung dauernd präsente Wunsch nach Ursprünglichkeit fand eine optimale Projektionsfläche, noch unterstützt durch die zeitweise Neigung der Dubliners zum fenianistischen (national-befreierischen) Liedgut. Zudem war ja Banjo-Spieler Luke Kelly eines der wenigen Mitglieder der Irischen Kommunistischen Partei, die sich nach seinem Tod im Jahre 1984 bald auflösen musste. Banjo, Saufen und Zoten zogen aber auch Truck Stop-Fans an, und mit der Klaus-und-Klaus-Version von „The Wild Rover“ („An der Nordseeküste“) war dann auch der deutsche Markt erschlossen.

In das vor allem in Deutschland und den USA sehr populäre Bild von Gemeinschaft, Authentizität und Kontinuität will nun aber das Aufhören der Band, erklärtermaßen aus Altersgründen, so gar nicht passen. Und das ist doch mal was anderes.

Georg Felix Harsch

Sonnabend, 20 Uhr, CCH