Rosi Rolands Bremer Klatschgeschichten: Mobbing mit kaltem Wasser
Neulich gab es richtig Streit auf der Generalversammlung der Bremer Putzfrauen. Die, die beim Finanzsenator putzen, halten sich ja immer für was Besseres. Die meinen zum Beispiel, wir in der Kultur könnten noch nicht mal das richtige Mischverhältnis von Scheuermittel und heißem Wasser pro Quadratmeter Behördenkorridor ausrechnen. Unverschämtheit!
Aber unseren Chefs geht es ja auch nicht besser. Erst am Montag musste unsere Staatsrätin, die Frau Motschmann – eine ans-tändige Person! – bei ihren Kollegen von den anderen Ressorts ein Papier vorstellen, weil wir doch gerne Kulturhauptstadt werden wollen. Wie ihr das von den versammelten Herren um die Ohren gehauen wurde! Die meinten, wenn sie abends beim Bier zusammen säßen, käm’ aber was Besseres dabei heraus. Na, und berechnen könnten wir von der Kultur sowieso nichts: Kein Wischwasser und keine Kulturhauptstadt. Aber das Fiese war: Die hatten der Frau Motschmann das schlechte Papier vorher untergejubelt! Die hatte ein viel Längeres in der Tasche, das durfte sie aber nicht rausholen. Also: Das ist, wie wenn ich meiner Kollegin einen Eimer kaltes Wasser hinstelle und sie hinterher anblaffe, weil sie den Boden nicht sauber gekriegt hat.
Na ja, die lieben Kolleginnen meinen ja sowieso, dass wir von der Kulturbehörde alle privatisiert gehören. Aber bis es so weit ist, haben sie uns erstmal eine Stechuhr eingebaut, damit da mal ein bisschen Kontrolle reinkommt – so wie damals, als ich noch in die Lehre ging.
Das Dumme ist jetzt, dass das Ding um Punkt 19 Uhr zu stechen aufhört. Und wenn man später aus dem Büro kommt, denkt die Uhr, man hätte die ganze Nacht durchgearbeitet – weil sie selbst erst am nächsten Morgen wieder anspringt.
Aber zum Glück gibt es ja die Korrekturanträge. Da kann man dann alles wieder richtig stellen, ist doch auch ’ne schöne Beschäftigung. Also, ehrlich gesagt, ich glaube das ist so ’ne Art pädagogische Stechuhr. Damit alle rechnen üben! Vermutet
Ihre Rosi Roland
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