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Ruprecht und Rumpelstilz

Gibt es Unoriginelleres, als zu Weihnachten eine Weihnachtsausstellung abzuhalten? Wohl kaum. Kunstvolle Weihnachtsdekos, zwanghafte Nachdenklich- oder kollektive Besinnlichkeit stehen daher nicht im Vordergrund der adventlichen Ausstellung Weihnachten 02 der Galerie 46 in der Neustadt.

Im Schaufenster stecken Zeichnungen zu erschwinglichen Preisen im Adventskalender. Drei Könige, eine dreiteilige Arbeit des Fotografen M. Paul Schimweg, zeigen die nackten Oberkörper der modernen Geschenkeüberbringer. Fünf Künstler der Galerie benutzen die Evangelien als humorvolle Projektionsflächen für die neuzeitlichen, heidnischen „Randerscheinungen“ des Geburtsfestes: Geschenke, Engel, Weihnachtsmänner und -bäume.

Ulrike Bals belebt die Galerieräume mit nackten, tanzenden Lichtgestalten, die beinespreizend ihre Geburtskanäle präsentieren. Jochen Quasts breitformatige Colorprints Halleluja teilen die Welt in Himmel und Erde. Vergleichsweise lieblos hängen an der Treppe Zeichnungen von Tena Frank, auf denen Knecht Ruprecht – wie auf einem Suchbild – nach Sack, Rute und Nüssen tastet.

Im verwinkelten Keller befinden sich zahlreiche Zeichnungen von Paule Büchner. In seinen kindlichen Figuren und Settings blitzt Weihnachten als soziokulturelles Phänomen auf: die Mutter mit dem Braten, der Skiurlaub in den Weihnachtsferien, das Abendmahl in Form der Armenspeisung.

Amüsant wird es, wenn Außerirdische den Stall in Bethlehem besuchen, die Weihnachtskrippe direkt neben der Kreuzigung steht, Weihnachtsmänner Händchen halten oder Rumpelstilzchen eine Puppe überm Feuer brät. Mit Blick auf Geschenkewahn und rituellen Weihnachtsstress bietet ein Galeriebesuch jedoch warmherzige Zuflucht.

Christian T. Schön

Do 17–20 Uhr, Sa 13–16 Uhr und n.V., bis 6. Januar, Galerie 46, Neustädter Straße 46. Tel.: 040-37 51 90 06

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