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Freiwillige Mitgliedschaft

betr.: „Nachhaltige Bescherung“ (Atheisten zahlen keine Kirchensteuer – und haben damit finanzielle Reserven) von Gerd Grözinger, taz vom 21. 12. 02

Dem Vorschlag ist aus zwei Gründen zu widersprechen.

Erstens werden entgegen der verbreiteten Meinung die Einnahmen aus der Kirchensteuer im Wesentlichen keineswegs für soziale Zwecke ausgegeben, selbst nach eigenen Angaben der Kirchen sind dies weniger als zehn Prozent. Kirchliche Kindergärten, Krankenhäuser usw. werden ja ohnehin hauptsächlich durch die Allgemeinheit und durch Leistungsentgelte finanziert.

Übrigens handelt es sich bei der Kirchensteuer in Wahrheit um Mitgliedsbeiträge zu einer Organisation, bei der die Mitgliedschaft heute, nach dem Zeitalter der Inquisition, durchaus freiwillig ist.

Zweitens gibt es ja eine Fülle von Einrichtungen, die allein den Kirchen und ihren Mitgliedern zugute kommen, die aber von allen Steuerzahlern, also auch Atheisten und Muslimen, finanziert werden. Zu nennen wären Religionslehrer, Militärseelsorge, die Theologenausbildung an staatlichen Universitäten und vieles mehr, ganz zu schweigen von den millionenschweren Entschädigungszahlungen, die die Kirchen noch heute für Enteignungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert (!), also der Zeit Napoleons, kassieren.

Wer an diesen Angaben zweifelt, dem sei das ausgezeichnete Werk „Die Caritas-Legende“ des ehemaligen Priesters Horst Herrmann empfohlen. Wenn man also über eine Sozial- bzw. Kulturabgabe durchaus diskutieren kann, sollte sie gerechterweise von allen Steuerzahlern, nicht nur den Kirchenfernen, erhoben werden. GUIDO DEIMEL, Tübingen

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

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