Architekturausstellung in Frankfurt/M.: Zur Rettung der Monster!
Eine Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum feiert die brutalistischen Betonbauten. Der klotzige Stil erlebt ein Comeback.
Schroffe Kanten, nackte Fassaden, wenig Farbe – an den Betonbauten des 20. Jahrhunderts scheiden sich die Geister. Die einen finden sie zu klotzig, zu groß oder einfach nur hässlich. Die anderen sind beeindruckt von den klaren Formen, von der Schwere des Materials und den oft riesigen Dimensionen. Seit einiger Zeit erlebt der klotzige Stil ein Comeback – Fotografen zeigen brutalistische Architektur in neuen Bildbänden, und in den sozialen Medien markieren Fans ihre Lieblingsbauten mit den Hashtags #Betonperle und #Betonmonster.
Einen internationalen Überblick vermittelt eine Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main. Unter dem Titel „SOS Brutalismus – Rettet die Betonmonster!“ zeigt das Museum auf Schautafeln und anhand großer Kartonmodelle die Entwicklung der Betonarchitektur, erläutert ihre typischen Merkmale und zeichnet ihre internationale Entwicklung zwischen 1953 und 1979 nach.
Außerdem schafft die Ausstellung ein weit verbreitetes Missverständnis aus der Welt: Der Begriff Brutalismus hat nichts mit Gewalt oder Brutalität zu tun, sondern er leitet sich vom französischen Wort „brut“ ab, zu Deutsch: direkt, herb, roh. Zur Veranschaulichung präsentieren die Ausstellungsmacher neben den Architekturexponaten eine Flasche Champagner mit der Aufschrift „brut“.
Der Titel der Ausstellung „Rettet die Betonmonster!“ ist ein ernst gemeinter Hilferuf, denn viele Gebäude sind verfallen und vom Abriss bedroht. Dies zu verhindern ist das Ziel einer Initiative, die in der Onlinedatenbank www.sosbrutalism.org den Zustand der Bauwerke dokumentiert.
Die Ausstellung: SOS Brutalismus – Rettet die Betonmonster! Deutsches Architekturmuseum, Schaumainkai 43, Frankfurt am Main, bis 2. April 2018, Öffnungszeiten: Di. 11–18, Do.–So. 11–18, Mi. 11–20 Uhr, Mo. geschlossen
Online-Kampagne: www.sosbrutalism.org
Hinter dem Projekt stehen das Deutsche Architekturmuseum, die Wüstenrot Stiftung, das Magazin uncube und Architekturfreunde, die das Projekt in den sozialen Medien begleiten und vorantreiben. Schon vor zwei Jahren wurde der Hashtag #SOSBrutalism etabliert, um Informationen zu teilen.
Mit großem Erfolg: Mehr als 1.000 Gebäude wurden bisher in der Brutalismus-Datenbank erfasst – auch die Wohnanlage Habitat 67 aus dem kanadischen Montreal, die wegen ihrer verschachtelten Struktur als originelles Beispiel des brutalistischen Stils gilt.
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