piwik no script img

Arbeitsplatzverluste nach Magna-Übernahme"Die holen jetzt die Motorsäge raus"

Gewerkschafter und Betriebsräte warnen vor harten Einschnitten bei Opel. Für ihren Milliardenverzicht sollen die Arbeitnehmer Unternehmensanteile bekommen.

Er ist Opel - Magna auch? Gesamtbetriebratschef Klaus Franz bei der Wähler-Arena in Frankfurt. Bild: dpa

BOCHUM taz | Arbeitsplatzverluste und Gehaltskürzungen: Unter dem künftigen Opel-Mehrheitseigner Magna müssen die Beschäftigten des Autobauers mit massiven Einbußen rechnen. Schon heute warnen Gewerkschafter und Betriebsräte vor harten Verhandlungen mit dem austro-kanadischen Unternehmen: "Magna ist ein harter, kantiger Arbeitgeber angelsächsischer Prägung", sagt der Frankfurter Bezirksvorsitzende der Gewerkschaft IG Metall und Opel-Aufsichtsrat Armin Schild. "Die holen jetzt sofort die Motorsäge raus."

Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz hat Magna bereits einen Sanierungsbeitrag von bis zu 1,65 Milliarden Euro in Aussicht gestellt, den die Beschäftigten in den Jahren 2009 bis 2014 aufbringen müssten. Im Gegenzug sollen die Arbeitnehmer mit zehn Prozent an Opel beteiligt werden. Schild rechnet im Personalbereich dagegen mit Kürzungen von 1,2 Milliarden Euro. Dieser Arbeitnehmerbeitrag könnte auch mehr als zehn Prozent der Unternehmensanteile einbringen. Individuell halten sollen die Opel-Mitarbeiter ihre Anteile nicht: die IG Metall denkt vielmehr über eine Beteiligungsgesellschaft nach.

Zusätzliche Sitze im Aufsichtsrat, die das Machtverhältnis in dem Kontrollgremium zugunsten der Arbeitnehmerbank verschieben könnten, dürfte Magna den Beschäftigten bei den anstehenden Verhandlungen aber nicht zugestehen. "Wir sind bereit, darauf zu verzichten, wenn bestimmte Regeln geändert werden", sagt Metaller Schild dazu. Denkbar sei etwa, Werkschließungen an eine Zweidrittelmehrheit im Aufsichtsrat zu binden - die Schließung ganzer Standorte wäre damit praktisch ausgeschlossen. Magna hat bereits immer wieder klargemacht, dass allein in der Bundesrepublik 3.000 der über 25.000 Stellen gestrichen werden sollen, davon allein 2.000 in den Bochumer Opel-Werken. Immerhin werde der Standort Bochum so gerettet, so der dortige Betriebsratschef Rainer Einenkel in einer ersten Reaktion.

In Deutschland will die IG Metall betriebsbedingte Kündigungen verhindern. Stattdessen sollen die Beschäftigten auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Gehaltserhöhungen verzichten. Eine Tariferhöhung von 4,2 Prozent wurde schon dieses Jahr ausgesetzt. Diplomatisch warnt Opel-Betriebsratschef Franz vor "großen Herausforderungen". Bei Magna-Gründer Frank Stronach heißt es: "Es wird für alle Beteiligten ein harter Weg werden."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • R
    reblek

    Es wäre nicht verkehrt, wenn die taz-Redaktion mal einen Artikel ihres früheren Mitarbeiters Walter Jakobs, auch wenn ich dessen Wirken insgesamt nicht für segensreich halte. Jakobs hat, wenn ich mich nicht falsch erinnere, in der taz mal dargelegt, wie Opel nach Bochum gekommen ist, mit welchen Subventionen vor allem. Und dass die Steuerleistungen, die Opel für Bochum erbracht hat, in keinem Verhältnis zu diesen Subventionen standen.

     

    Aber dieser Wunsch verhallt möglicherweise ungehört in diesem Medium, da der Text zu einer Zeit entstanden ist, als die taz noch nicht digitalisiert produziert wurde. Seine Erfüllung würde also "Recherche" voraussetzen oder auch nur einen Anruf bei Jakobs, der sich durch nette Artikel über Herrn Clement einen feinen Beamtenposten bei der NRW-Regierung gesichert hat.

  • JK
    Juergen K.

    Was wirds kosten ?

    5 Mrd ?

    plus 3 000 mal Hartz4 mal 20 Jahre

    plus 25 000 mal Sozialrente

    plus zukünftige Subventionen

     

    minus Parteienfinanzierung

    ______________________________

    Summe : lohnt nicht.

    (ausser vielleicht für FDP und CDU)

     

    Krank !

     

    Wenn ich zum Metzger gehe will der immer Geld von mir.

    Man kann auch Firmen kaufen !

    Dann muss man auch Geld geben.

     

    Warum gibt es nicht eine Einzige Presse und Medien überschriftnach mittlerweile einem Jahr, in dem steht:

     

    "Magna will xy bezahlen"

     

    Ist doch komisch oder ?

     

    Alle anderen Übernahmen und Käufe sind doch immer überschrieben :

     

    "xy übernimmt wz für sounsoviel Milliarden"

     

    Ich finds komisch.

    Ist wohl Volks-Sport geworden, hier in Deutschland.

     

     

    Ich finde es sogar PERVERS.

    Frau Oberhaupt!

     

    Für so eine mickrige Nummer von Menschen, Frau Oberhaupt.

     

    Da haben Sie doch schon Millionen Menschen in Armut und Ausgrenzung und ohne Obdach stehen gelassen,

    Jahre lang,

    Frau Oberhaupt !