Arbeitskampf der Gewerkschaften: Lokführer am Start, Piloten im Streik
Ab Montagmittag wird auf der Kurzstrecke gestreikt, ab Dienstag starten auch keine Langstreckenflüge der Lufthansa mehr. Bei der Bahn soll es eine Pause geben.
FRANKFURT/BERLIN dpa | Trotz der Ausweitung des Pilotenstreiks auf die Langstrecke will die Lufthansa an ihrem Sonderflugplan festhalten. Die zweite Streikankündigung der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), von Dienstagmorgen an auch auf Langstreckenflügen in den Ausstand zu treten, sei überraschend gewesen, wie aus einer Mitteilung des Unternehmens hervorgeht. Ungeachtet dieser „neuen Information“ wolle man aber den Sonderflugplan für Dienstag wie geplant bis zum Montagmittag veröffentlichen, hieß es.
Die VC hatte am Montagmorgen angekündigt, ab Dienstag von 6 Uhr bis kurz vor Mitternacht auch Langstrecken-Verbindungen der Lufthansa zu bestreiken - zusätzlich zu Streiks auf der Kurz- und Mittelstrecke ab Montag, 13 Uhr, bis Dienstag, 23.59 Uhr.
Betroffen vom Arbeitskampf auf der Langstrecke werden alle Flüge mit Flugzeugen vom Typ Airbus A380, A340 und A330 sowie Boeing 747 deutschlandweit, erklärte Cockpit. Bei Kurz- und Mittelstrecken würden Maschinen der Airbus-A320-Familie sowie vom Typ Boeing 737 und Embraer bestreikt.
In dem Tarifkonflikt geht es um die sogenannte Übergangsversorgung. Die Lufthansa will, dass ihre Piloten später als bisher in den bezahlten Vorruhestand gehen – die Gewerkschaft wehrt sich dagegen.
Im Bahnverkehr kehrte dagegen langsam wieder Normalität ein. Seit 4 Uhr am Montagmorgen setzten die Lokführer die Züge wieder in Bewegung, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Bis etwa 9 Uhr könne es aber vereinzelt noch zu Verzögerungen und Ausfällen kommen. Die Züge seien wie das Personal aber größtenteils wieder im Einsatz.
Keine größeren Schwierigkeiten
Der Verkehr sei weitgehend normal in den Tag gestartet, berichtete eine Bahn-Sprecherin. Sowohl im Fern- als auch im Regional- und S-Bahn-Verkehr habe es keine Hinweise auf größere Schwierigkeiten gegeben. Wie beim vergangenen Streik auch müssten Fahrgäste aber noch mit einzelnen „Wacklern“ in den nächsten Stunden rechnen.
Eine Bilanz will die Bahn in den Vormittagsstunden ziehen. „Wir konnten unseren Ersatzfahrplan aber gut fahren und konnten zumindest ein Drittel des Verkehrs anbieten“, teilte eine Sprecherin mit. Reisende hätten sich auf die Situation gut eingestellt, auch wenn die Züge am Sonntag zum Teil sehr voll gewesen seien. Die Auswirkungen des Streiks seien vor allem im Raum Leipzig und Halle, rund um Hannover sowie im Großraum Mannheim deutlich spürbar gewesen.
Im Güterverkehr waren die Lokführer seit Freitag, 15 Uhr, im Ausstand, im Personenverkehr seit Samstag, 2 Uhr. Am Wochenende waren rund 70 Prozent der Fernzüge ausgefallen, auch im Regionalverkehr fuhren die Züge nur nach einem Ersatzfahrplan.
Jetzt erst einmal reden
Nach dem Tarifangebot der Bahn sollten die Lokführer eine dreistufige Einkommenserhöhung um insgesamt 5 Prozent bei einer Vertragslaufzeit von 30 Monaten bekommen. Bedingung der GDL für Tarifgespräche mit der Bahn ist es aber, neben den Lokführern auch für das übrige Personal wie Zugbegleiter oder Bordgastronomen zu verhandeln. Für diese Berufsgruppen führt die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) bisher die Gespräche.
GDL-Chef Claus Weselsky kündigte eine siebentägige Streikpause ab Montag an. „Ich denke, dass wir über die nächste Woche reden und dass wir dort eine Pause einlegen von mindestens sieben Tagen“, sagte er am Samstagabend im „heute journal“ des ZDF.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!