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Arbeit ausgereizt

■ ÖTV: Weniger Geld für 2. Arbeitsmarkt ist „repressive Lohnpolitik“

Verdienen Langzeitarbeitslose bei den städtischen Beschäftigungsgesellschaften „Hamburger Arbeit“ (HAB) und „Hamburg West“ (HWB) zuviel? „Das ist absurd“, donnert Wolfgang Rose, Vize-Chef der Gewerkschaft ÖTV, „wir haben doch nicht Tausende von Arbeitsunwilligen, die einen unbefristeten Arbeitsplatz ablehnen!“

Anlaß der ernsthaften Verstimmung des ÖTVlers ist die Absicht der beiden großen Hamburger Beschäftigungsgesellschaften, die Lohntüten der 1600 dort Arbeitenden um zwölf bis 15 Prozent zu verkleinern. Sie wollen die geltenden Tarifverträge zwar nicht kündigen, aber entsprechend „verändern“.

„Wir lehnen eine repressive Lohnpolitik zur Bestrafung der Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger ab“, so Rose. „Integration wird nicht durch Tarifdumping bis zur Armutsgrenze, sondern durch neue Arbeitsplätze, Qualifizierung und soziale Unterstützung gefördert.“

Doch daran hat HAB-Geschäftsführer Detlef Scheele Zweifel: „Eine Verkäuferin auf dem ersten Arbeitsmarkt verdient ein paar hundert Mark weniger als eine Reinigungskraft bei uns“, hält Scheele die bisherige Lohnpolitik seiner Gesellschaft für falsch. Neue Anreize müßten her, damit Arbeitslose „sich auf eigene, nicht-subventionierte Füße stellen“. Dazu müßten die Lohnunterschiede zwischen staatlich geförderten und regulären Jobs größer werden. Die Arbeitsbedingungen in der „Welt um uns herum“ seien schlechter geworden. Lohnkürzung bei HAB und HWB trügen dazu bei, die Beschäftigten „fit für den ersten Arbeitsmarkt“ mit seinem Konkurrenzdruck zu machen. Ein zu bequemer mit Steuermitteln geförderter Job sei, so Scheele, „eingliederungshemmend“.

ÖTVler Rose hält hingegen „den Grundgedanken“ der Lohnkürzungsabsichten für ebenso „falsch“ wie die Sozialhilfemißbrauchs-Beschlüsse der SPD. „Weil es nämlich nicht genug Arbeitsplätze gibt, für die man Anreize schaffen könnte.“

Silke Mertins

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