Apple lehnt Öko-Siegel ab: San Francisco boykottiert Macs
Apple verzichtet auf das US-Öko-Siegel „Epeat“. Im Gegenzug verzichtet San Francisco künftig auf den Kauf von Apple-Computern und hofft auf die Signalwirkung der Aktion.
BERLIN taz | San Francisco will seinen Behörden in Zukunft verbieten, Apple-Computer anzuschaffen. Die Verwaltung reagiert damit auf den Verzicht des Konzerns auf das „Epeat“-Ökosiegel (Electronic Product Environmental Assessment Tool). Das Zertifikat garantiert ökologische Mindeststandards eines elektronischen Produkts. Die Stadt hofft, Apple mit dem Boykott zum Umdenken zu bewegen, berichtet das CIO Journal, ein Technikblog des Wall Street Journals.
Laut Vorgaben der Regierung müssen 95 Prozent der Neuanschaffungen den Epeat-Standard erfüllen. Viele namhafte US-Universitäten setzten das Epeat-Siegel ebenfalls voraus. Die Cornell University und die University of California in Berkeley teilten dem CIO-Journal mit, mögliche Anschaffungen von Apple-Computern „sehr genau zu überdenken“.
Eine Anfrage der BBC, warum Apple den Epeat-Standard, den die Firma 2006 mit ins Leben gerufen hatte, nun ablehnt, blieb ohne Antwort. Aber Apple wehrt sich. Die Produkte seien in „anderen ökologischen Belangen, die nicht in die Epeat-Bewertung eingingen, etwa in der Entsorgung giftiger Materialien“ führend, so ein Firmensprecher. Michael Gartenberg vom Marktanalysten Gartner sieht das ähnlich und glaubt nicht, dass die Entscheidung Apples einen großen Einfluss auf den Absatz haben wird.
Im Gegensatz zu Apple sieht Epeat-Chef Robert Frisbee gerade die giftigen Materialien als Problem, denn in dem neuen MacBook Pro ist der Akku eingeklebt – und das macht das Recycling sehr kompliziert.
Kleine Beträge, große Wirkung
Im Vergleich zum Konzernumsatz sind die Beträge, die die Stadt für Apple-Computer ausgibt, mit rund 45.000 Dollar (2010) marginal. Die Symbolwirkung ist es nicht. Apples Firmensitz in Cupertino liegt nur 70 Kilometer von San Francisco entfernt. Außerdem ist die Stadt bekannt für seine Vorreiterrolle in ökologischen Belangen.
Auch Chris Geiger aus dem Umweltamt San Franciscos weißt im CIO-Journal auf die Symbolkraft der Entscheidung hin. „Was die Summe angeht, ist die Aktion ein Schuss in den Ofen, aber es gibt viele Städt und Landkreise, die tun werden, was San Francisco tut.“ Wie groß der Einfluss von Apples Entscheidung gegen das Öko-Siegel auf das Privatkundengeschäft ist, wird sich zeigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen