Appell an Angela Merkel: Vorreiterrolle beim Artenschutz gefordert
Umweltorganisationen verlangen von Angela Merkel Geld und Einsatz, um die UN-Konferenz zur Biodiversität vor dem Scheitern zu bewahren. Der Schutz der Urwälder erfordere 2 Milliarden Euro im Jahr.
![](https://taz.de/picture/393915/14/amazonas.jpg)
BERLIN taz Umwelt- und Entwicklungsverbände haben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aufgerufen, ein Scheitern der Bonner UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt zu verhindern. "Wir fordern Sie dringend auf, umgehend eine diplomatische Initiative zu ergreifen", heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Appell von Friends of the Earth/BUND, Greenpeace sowie dem Forum Umwelt und Entwicklung an die CDU-Politikerin. Dabei müssten die Industriestaaten den Entwicklungsländern auch Geld bieten, damit diese etwa Naturschutzgebiete einrichten. Bei der Konferenz im Mai beraten Delegierte aus rund 170 Ländern über den Schutz und die Nutzung der Biodiversität. Derzeit sterben nach Angaben der Organisationen täglich rund 160 Arten aus.
Die Umweltschützer begründeten ihren Hilferuf mit Versuchen mehrerer Teilnehmerstaaten, die Vorbereitung des Treffens zu torpedieren. Brasilien zum Beispiel wolle die Verpflichtungen aufweichen, Regenwälder unter Naturschutz zu stellen. Auf der anderen Seite blockierten Kanada, Australien, Neuseeland und Japan eine Einigung im Kampf gegen Biopiraterie. Sie wollten nicht darauf verzichten, beispielsweise Pflanzen patentieren zu lassen.
"Die deutsche Bundeskanzlerin muss jetzt den Konferenzerfolg zur Chefsache machen und mit den wichtigsten Regierungschefs eine Lösung finden", sagte der Sprecher des Forums Umwelt und Entwicklung, Michael Frein. "Wir wollen, dass Frau Merkel mal in Australien anruft oder in Kanada oder bei ihrem Kollegen Lula in Brasilien." Ohne eine solche politische Initiative werde die Konferenz kein Ergebnis haben, über das man sich freuen könne.
Greenpeace appellierte an Merkel, die Verhandlungen mit einer milliardenschweren Offerte an die Entwicklungsländer in Gang zu bringen: Während Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) bisher eine Summe von 40 Millionen Euro für Schutzgebiete angekündigt hat (taz von Samstag), fordert Greenpeace von Deutschland eine Summe von 2 Milliarden Euro pro Jahr, um die Urwälder vor allem im brasilianischen Amazonas, in Indonesien und dem Kongobecken zu schützen. Diese Gebiete sind besonders durch Brandrodungen und Plantagenanbau gefährdet. Mit dem Geld sollten unter anderem Flächen gekauft und Bauern entschädigt werden.
"Deutschland muss als Gastgeber der Konferenz Vorreiter sein", meinte Stefan Krug von Greenpeace. Aber auch die anderen Mitglieder im Club der sieben wichtigsten Industrienationen und Russlands (G8) sollten den gleichen Betrag zahlen. Insgesamt seien 30 Milliarden Euro jährlich nötig, um ein weltweites Netz von Schutzgebieten zu schaffen. Eine gewaltige Zahl - aber laut Krug eine der günstigsten Methoden, den Klimaschutz zu finanzieren: Schließlich ist Wald einer der größten Speicher des Treibhausgases Kohlendioxid. Es sei billiger, jetzt darin zu investieren, als später die Folgen des Temperaturanstiegs zu bezahlen. Merkel wollte sich nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe zu ihrer Strategie für den Schutz der Biodiversität äußern. JOST MAURIN
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