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Anzeige wegen KindesmisshandlungenBlaue Flecken nach der Arabischstunde

In Den Haag sollen zehnjährige Kinder beim Sprach- und Koranunterricht in Moscheen misshandelt worden sein. Das Jugendamt listet 49 Fälle auf. Jetzt hat die Stadtverwaltung Anzeige erstattet.

Die Freiheitspartei des Rechtspopulisten Geert Wilders tritt bei der Kommunalwahl auch in Den Haag an. Bild: ap

AMSTERDAM taz | Eine Liste von 49 Fällen hat das Jugendamt der drittgrößten niederländischen Stadt Den Haag zusammengetragen und alle weisen die gleichen Details auf: Kinder im Alter von etwa zehn Jahren, die während des Koran- oder Arabischunterrichts schwere Misshandlungen erlitten hätten. Die betreffenden Moscheen befinden sich in verschiedenen Stadtteilen, der Untersuchungszeitraum betrug ein Jahr. Am Dienstag erstattete die Gemeinde Anzeige.

Entdeckt worden waren die Spuren der Übergriffe bei Routineuntersuchungen, die der städtische Gesundheitsdienst in diesem Alter durchführt. Da es vor allem immer wieder Berichte über Kindesmisshandlung während des Unterrichts in Moscheen, die sich im Stadtzentrum befinden, gab, legte die Behörde in den letzten zwölf Monaten ein entsprechendes Register an. Auf die Art der Misshandlungen wird darin nicht näher eingegangen.

Quellen aus den Moscheegemeinden berichten von heftigen Schlägen, "Striemen und blauen Flecken", die die Kinder davongetragen hätten. Im April wiesen Kommunalpolitiker den Stadtrat darauf hin, "regelmäßig und schon jahrelang" von solchen Übergriffen gehört zu haben. Der Pressesprecher der Stadtverwaltung von Den Haag, Wim Kok, gab an, unter den Hinweisen auf Misshandlungen seien auch Augenzeugenberichte anderer Kinder.

Mehr als die Hälfte der Fälle sollen sich in der marokkanischen Al-Islam-Moschee im Stadtzentrum zugetragen haben. Laut Gemeinderat habe man viermal mit dem Vorstand der Moscheevereinigung gesprochen. Dieser habe letztmals im Oktober versichert, Gegenmaßnahmen ergriffen zu haben. Dennoch habe es weiter Anzeichen für Misshandlungen gegeben.

Moscheesprecher Ali Belhaj sagte der taz, die Vorwürfe seien "mehr als ein Schock", zumal seine Vereinigung für ihre liberale Ausrichtung bekannt sei. Solange die Staatsanwaltschaft jedoch keine Beweise vorgelegt habe, könne Al-Islam nicht handeln.

Brisant ist das Thema auch im Hinblick auf die niederländischen Kommunalwahlen, die im kommenden März anstehen. Den Haag ist eine der zwei Gemeinden, in denen die Freiheitspartei von Rechtspopulist Geert Wilders antritt. Dieser forderte Justizminister Hirsch Ballin am Mittwoch auf, die betreffenden Moscheen "so schnell wie möglich zu schließen".

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15 Kommentare

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  • TS
    Thomas Schöffel

    Lieber „von gottloser Dreck“

    Es mag ja sein, daß das Verprügeln von Kindern in Marokko seit Ewigkeiten praktiziert wird. Daß Sie glauben, daß das keinem Kind schadet und daß Verprügeln gegen Verweichlichung ist, spricht für eine mittelalterliche Auffassung von Sühne und Strafe. Vielleicht haben Sie in Marokko keine Alkoholiker und Drogenabhängige, dafür jedoch sicher eine duckmäuserische, eingeschüchterte und vor Autoritäten sich ängstlich versteckende Bevölkerung, die es nicht wagt, selbst zu überlegen und ihr Umfeld zu kritisieren. Klar. Solche Leute werden immer auf die Fremden und alles, was sie nicht kennen großmäulig schimpfen. Wissen Sie was ? Können Sie gerne in Marokko machen. Viel Spaß dabei. Bei uns jedoch gelten die Werte des Fortschrittes, insbesondere der Aufklärung, der Demokratie und der Selbstbestimmung. Machen Sie in Marokko, was Sie wollen. Hier machen wir, was wir wollen. Übrigens: Sie leben doch sicher in Ihrem tollen Marokko oder etwa nicht ?

  • GD
    gottloser Dreck

    "Man sollte mit dem Wort Kindesmisshandlungen vorsichtig umgehen. So etwas, wie im Artikel beschrieben, wird in meiner Heimat (Marokko) seit Ewigkeit praktiziert und keinem Kind hat es geschadet.

    Die Europäer sollten nicht die Massstäbe der verweichlichten westlichen Kinder auf uns Moslems übertragen. Lass uns unsere Kinder so erziehen, wie wir es für richtig halten, wir haben keine Alkoholiker oder Drogenabhängige wie ihr. Unsere Kinde sind stark, auch dank solche Erziehung, und vor allem stark dank dem Islam.

     

    Was wollt ihr von uns? Das wir leben wie ihr? In eurem moralischen, gottlosen Dreck?

     

    Finger weg von unseren Kinder, kann ich euch nur sagen, in der Moschee, in der Koranschule habt ihr nichts zu suchen."

     

    Das würde manch konservativ denkender Deutscher wahrscheinlich sofort unterschreiben. Man wundert sich nur, dass auch die deutsche Linke sich damit abfindet.

  • A
    aso

    @ ohmann:

    „... also bitte. dann gleich in allen glaubensrichtungen rechachieren und nicht nur im islam. Danke...“:

    Wenn man mit dieser Art der Argumentation versucht alles zu relativieren, kann man keine Mißstände mehr aufdecken. Denn irgendwoanders gab es immer auch ähnliche Vorfälle.

    Relativierungen dieser Art gehen aber völlig fehl, wenn es um ein anderes Thema geht, nämlich das exportieren der in islamischen Heimatländern erlaubten Prügelstrafe, und nicht um sexuellen Mißbrauch.

     

    @ Mohannad Al-Jawabreh:

    Prügelstrafe ist in Ihrem Heimatland normal und erlaubt. In europäischen Ländern ist sie verboten.

    Wollen sie sagen, daß Muslime sich nicht an Gesetze in europäischen Ländern zu halten brauchen?

    Welche Motivation könnte einen Muslim dazu verleiten, in einem Land leben zu wollen, daß voll von „moralischen, gottlosen Dreck“ ist?

  • O
    ohmann

    wenn das wirklich der fall ist, dann finde ich es gut wenn darüber öffentlich gesprochen wird.

     

    aber bitte nicht nur was sich in koranschulen ereignet, sondern auch über die ganzen kirchlichen kinderschändungen. es gibt eine reihe von kindern die sexuell von pfarrern/pastoren belästigt wurden.

     

    früher und heute gibt es 100.000 tausende von fällen. die eltern und auch die betroffen personen die mitlerweile erwachsen sind werden mit schweigegeld bestochen.

     

    also bitte. dann gleich in allen glaubensrichtungen rechachieren und nicht nur im islam. danke.

  • B
    bigkelle

    mh ohne worte...

    ein leichter schlag an den hinterkopf, erhöht das denkvermögen...

     

    hat meine oma immer gesagt...

  • M
    masseltoff

    @ Mohannad Al-Jawabreh

    Sie haben sich offensichtlich in jahrelanger Dialogarbeit, Miteinandersprechen und dem ganzen interkulturellen Zinnober verausgabt und nun zu Ihren, wie soll ich sagen, monokulturellen Wurzeln zurückgefunden? Ich gratuliere dazu. Das hilft ganz entschieden, Missverständnisse abzubauen und ein neues Bewusstsein zu schaffen - für die Schwere der Störungen, die Religionen im Menschen anrichten können. Danke dafür!

  • S
    Sonja

    Interessant, dass dieses Thema in Nachbarländern jetzt so öffentlich gemacht wird. Ich weiß, dass es hier in Frankfurt in der naheliegenden Moschee nicht viel anders abläuft und an anderen Orten gibt es sicherlich ebenfalls genügend Beispiele; überall dort, wo es starke islamische Gemeinden und die dazugehörigen Koranschulen gibt.

    Es gibt dort immer wieder Lehrer, die die Kinder brutal misshandeln. Daneben aber auch wieder junge Hodschas, die sie dann verwöhnen, jedenfalls was die Jungs betrifft. Natürlich schweigen Kinder wie Eltern über diese Misshandlungen, Gewalt wird eh als Erziehungsmittel akzeptiert und auch von den Eltern praktiziert. Auch würde es wohl das gesamte Glaubenssystem in Frage stellen, das Thema in der christlich-europäischen Öffenlichkeit diskutieren zu lassen.

     

    Im Übrigen ist es auch so, dass diese Koranschulen (jedenfalls hier in Frankfurt) zum Teil Aufgaben übernehmen, die eigentlich eher den Schulen oder Betreuungseinrichtungen zukommen würden, aber eben von den zuständigen Stellen nicht oder nur unzureichend wahrgenommen werden: Nämlich Hausaufgaben- und Nachmittagsbetreuung sowie ein kostenfreies Ferienprogramm.

  • JW
    Jörg Wiesent

    Statt mit dem Finger zu zeigen, sollten wir mehr Respekt zeigen und es akzeptieren, dass diese Menschen eine andere Kultur haben, die uns bereichert, wer es nicht glaubt, der soll bei dem örtlichen grünen Blockwart fragen.

     

    Wer A sagt, muss B ertragen, wer Multikulti will, der muss mit solchen Sachen rechnen.

     

    Wie sagte das noch mal eine grüne Politikerin?

     

    "Diese wunderbare Menschen, mit ihrer wunderbaren Kultur..."

  • MA
    Mohannad Al-Jawabreh

    Ja, ja... der Islam ist böse.

     

    Man sollte mit dem Wort Kindesmisshandlungen vorsichtig umgehen. So etwas, wie im Artikel beschrieben, wird in meiner Heimat (Marokko) seit Ewigkeit praktiziert und keinem Kind hat es geschadet.

    Die Europäer sollten nicht die Massstäbe der verweichlichten westlichen Kinder auf uns Moslems übertragen. Lass uns unsere Kinder so erziehen, wie wir es für richtig halten, wir haben keine Alkoholiker oder Drogenabhängige wie ihr. Unsere Kinde sind stark, auch dank solche Erziehung, und vor allem stark dank dem Islam.

     

    Was wollt ihr von uns? Das wir leben wie ihr? In eurem moralischen, gottlosen Dreck?

     

    Finger weg von unseren Kinder, kann ich euch nur sagen, in der Moschee, in der Koranschule habt ihr nichts zu suchen.

  • WM
    Waclaw Mrosek

    "Das müssen wir aushalten! "

     

    Marie-Luise Beck, GRÜNE

  • P
    Paulina

    Das ist das Ergebnis der Islamophobiephobie, die Behörden haben seit JAHREN von diesen Fällen gehört haben aber NICHTS unternommen, ist ja klar, wer will schon als islamophober Rassist gelten. Konsequenterweise müsste man jetzt auch die Mitarbeiter der Behörden, wegen unterlassener Hilfeleistung, anzeigen.

     

    Und noch eins: Wenn man so etwas liesst, dann wünscht man sich, dass die Partei von Gerd Wilders viele Stimmen bekommt.

  • A
    Amen

    Totalitäre Strukturen im Religionsunterricht sind nicht überraschend: meine Mutter, die in den 1950er Jahren in einem streng katholischen (deutschen) Dorf aufwuchs, erzählt noch heute von dem katholischen Pfarrer, der die Kinder in seiner Obhut grün und blau schlug, wenn sie nicht richtig spurten.

     

    Für alle, die jetzt wieder geifernd und mit Pipi im Schritt sich über den Islam ereifern, sei daran erinnert, dass die Prügelstrafe an Schulen hierzulande in manchen Bundesländern erst in den frühen 1970er Jahren abgeschafft wurde.

     

    Diese Story ist wieder mal ein gefundenes Fressen für die Anti-Moslemhetzer, die hier und in anderen Foren ihren geistigen Unrat verbreiten!

  • MK
    Martin Kleefoot

    Jede Einrichtung, gleich welcher Art oder Religion in der Kinder misshandelt werden, ist unverzüglich zu schließen.

  • A
    aso

    Nun ist das ja nichts sensationell neues, denn in Ländern des islamischen Kulturkreises sind Prügelstrafen erlaubt.

     

    Was lernen die Kinder in den Koranschulen? Den Koran auf arabisch, eine Sprache, die sie nicht verstehen. Normal, daß Kinder zu sowas freiwillig keine Lust hätten...

     

    und deshalb zu drastischen pädagogischen Maßnahmen gegriffen wird. Da bekommen Begriffe wie Religionsfreiheit plötzlich ganz andere Bedeutungen. Das wird nicht gern an die große Glocke gehängt.

     

    In Deutschland und Europa dürfte es überall ähnlich aussehen:

     

    „...Der Ditzinger Fall zeigt, wie schwer es für den Staat ist, auch nur einen Überblick darüber zu bekommen, was und mit welcher Pädagogik in den Hunderten von Koranschulen in Deutschland unterrichtet wird...

    in der Praxis sind die Koranschulen ein rechtsfrei-er Raum: Das Jugendamt bekommt Informationen erst über langwierige Umwege; wenn ermittelt werden kann, sind die Hodschas längst wieder in der Türkei...“:

     

    „...Verteidiger Derek Setz meinte, sein aus Pakistan stammender Mandant sei selbst in der Religionsschule gezüchtigt worden und habe dies übernommen...“:

    http://www.sueddeutsche.de/muenchen/754/449483/text/

  • P
    pardon?

    "Solange die Staatsanwaltschaft jedoch keine Beweise vorgelegt habe, könne Al-Islam nicht handeln."

     

    pardon? da werden durchaus schwerwiegende vorwürfe erhoben, die selbst wenn sie unwahr wären, geeignet sind, den ruf heftigst zu schädigen.

    und noch nichtmal jetzt, aus schierem eigenintereese, sieht sich der vorstand in der pflicht, selbst aktiv zu werden, kinder zu befragen und lehrer?