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Anwohnerstreit in TreptowPappeln als Symbol gegen Verdrängung

Anwohner im Treptower Kunger-Kiez kämpfen für 16 Pappeln, die dem Haus einer Baugruppe weichen sollen. Sie haben Angst, dass sich ihr Kiez verändert.

Rund 15 Aktivisten einer Anwohnerinitiative haben am Mittwochmorgen im Kunger-Kiez in Treptow sechs Pappeln vor dem Fällen bewahrt. Mit ihrer Aktion wollen sie allerdings nicht nur die Bäume retten, sondern auch ihre eigenen Wohnungen. Auf dem Grundstück, auf dem die Pappeln stehen, will die private Baugruppe "KarLoh" ein Wohnhaus mit 22 Einheiten bauen. Die Bewohner des Kiezes fürchten deswegen Mietsteigerungen und Verdrängung.

Bereits seit einem halben Jahr schwelt der Streit zwischen den Anwohnern und der Baugruppe, in der sich Privatleute zusammengeschlossen haben und so ihren Traum von der eigenen Wohnung erfüllen wollen. Der Kunger-Kiez direkt an der Grenze von Treptow zu Kreuzberg scheint dafür ideal: Hier gibt es noch Baulücken, die Grundstücke sind vergleichsweise preiswert. Dass sich das allerdings rasch ändern könnte, befürchtet die Initiative. Sie möchte unbedingt verhindern, dass der Neubau errichtet wird. Deshalb kämpft sie auch gegen die Fällung der einst 16 Pappeln auf dem Grundstück.

Nicht immer erfolgreich: Bereits am Dienstag wurden einige davon umgehauen. Die übrigen sollten am Mittwochvormittag weichen. Doch die 15 Bürger besetzten das Grundstück. "Die Polizei rückte an. Weil die Baugruppe keine Strafanzeige stellte, mussten wir den Platz nicht verlassen", sagt Harald Friedel, Mitglied der Anwohnerinitiative.

"Für ärmere Menschen werden hier keine neuen Wohnungen geschaffen, so dass sie zwangsläufig wegziehen müssen", sagt Michael Schmidt, ein weiteres Mitglied. Seit zehn Jahren lebt er im Kiez und beobachtet, wie Studierende, Rentner und Arbeitslose fortziehen müssten.

Sabine Hark von der Baugruppe hatte sich schon im Vorfeld der Aktion am Mittwoch auf Proteste eingestellt. Der "Interessenkonflikt zwischen der Baugruppe und den Anwohnern", wie sie es nennt, soll durch einen Dialog mit dem gesamten Kiez gelöst werden. "Wir werden nicht von unserem Ziel, dem Bau, abrücken, und dafür müssen wir diese Pappeln fällen", sagte Hark der taz. "Aber wir pflanzen später neue Bäume." FRANZISKA BÖHL

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