piwik no script img

Antworten zu Google Street ViewHausbewohner sollen sich abstimmen

Was passiert, wenn die einen wollen, dass ein Haus bei "Street View" gezeigt wird, die anderen nicht? Kann man das Löschen von Daten erzwingen? Vier Fragen und Antworten.

Bewohner, wie zum Beispiel die Bewohner dieses Hauses am Mehringdamm in Berlin-Kreuzberg, sollen sich abstimmen. Bild: Steffen ZahnCC-BY

BERLIN taz/reuters | Deutschland hat wie kein anderes Land den Suchmaschinen-Giganten Google zu Auflagen gezwungen. Nachdem bekannt wurde, dass Googles Projekt "Street View" bereits im November mit seinen 360-Grad-Rundumsichten deutscher Städte starten will, sind einige Fragen offen geblieben.

Wie bleibt mein Haus drin?

Bevor Street View in zunächst 20 deutschen Städten startet, können ab Montag Mieter und Eigentümer vier Wochen lang Einspruch gegen die Veröffentlichung der Bilder des eigenen Hauses an Google schicken. Der Konzern hat versprochen, die Abbildungen zu entfernen, bevor der Dienst startet. Was aber, wenn sich die Parteien in einem Haus uneins sind, ob man auf Street View zu sehen sein soll? Der Berliner Blogger Sascha Lobo stellte ein Formular ins Netz: Darin kann man Google auffordern, Widersprüche aus dem eigenen Haus zu ignorieren und "voll streetviewbar" zu sein. Vermutlich hat das wenig Aussicht auf Erfolg: "Da sollte sich jede Hausgemeinschaft selbst abstimmen", sagte eine Google-Sprecherin der taz. Wenn die Bilder gelöscht sind, seien sie nicht mehr rekonstruierbar - Google hat sich verpflichtet, auch die Rohdaten entsprechend zu beschneiden.

Wo gibt es Alternativen?

Einen Dienst wie Street View gibt es in Deutschland nur von Google. Die Deutsche Post hatte vor zwei Jahren ein Projekt über virtuellen Stadtbesuchen. Es wurde allerdings nie realisiert. Ein "Open Source Street View"im Internet entpuppt sich eher als Bastelanleitung für Panorama-Kameras. Microsoft will Google mit "Streetside" Konkurrenz machen, mit dem Dienst soll man nahtlos virtuell durch Straßen laufen können. Dazu macht Microsoft auch eigene Fotos, will aber im Nachfolger "Street Slide" auch Fotos integrieren, die jeder hochladen kann. "Streetside" gibt es derzeit in 56 Städten in den USA und Kanada - zu einem Start in Deutschland gibt es keine Angaben. Datenschutzbestimmungen werden aber auf jeden Fall "höchste Priorität" haben, versichert Microsoft der taz.

Wenn Google nicht reagiert?

"Wenn Google nicht reagiert, dann schreiben sie nochmal. Google hat uns zugesichert, auf alle Einsprüche einzugehen", sagt der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar der taz. Die Möglichkeiten für ein juristisches Vorgehen sind aber völlig unklar. Im Bundesdatenschutzgesetz sei kein derartiges Widerspruchsrecht vorgesehen, gab das Innenministerium bekannt. Die Zuständigkeit für den Datenschutz in Sachen Google liegt ohnehin bei den Ländern. Auch das Verbraucherschutzministerium konnte keine Auskunft darüber geben, ob Bürger den Schutz ihrer Wohnung per Klage durchsetzen können. Eine Initiative des Bundesrates sieht allerdings künftig eine gesetzliche Regelung vor: Demnach müssen Dienste wie Street View künftig angemeldet werden, ein Widerspruchsrecht gegen die Bilder soll fest geregelt werden, missachtet dies eine Firma, ist ein Bußgeld vorgesehen.

Macht Google noch Fotos?

Momentan fahren die Fotoautos mit den Kameras nur noch dort herum, wo es "technische Lücken" gibt. Das bedeutet laut Google: Wenn eine Kamera kaputt war oder es starken Regen gab, müssen die Bilder nochmals geschossen werden. Wann die Bilder in ganz Deutschland aktualisiert werden sollen, ist unklar. Momentan gibt es laut Google keine Pläne dazu. Das heißt auch: Widerstand gegen die Fotos ist jetzt angesagt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

13 Kommentare

 / 
  • FN
    Felix Nagel

    Dieser Artikel ist genauso mies recherchiert wie gestern der Artikel über Netzsperren von der FAZ abgeschrieben wurde.

     

    Miserabel. Peinlich. Und sicher kein Journalismus.

     

    @Wolfgang Schulz

    Wenn man keine Ahnung hat einfach mal ...

    Die von Ihnen beschworene Datenbank existiert schon lange. Allerdings nicht bei google und schon gar nicht kostenlos.

  • HW
    Hülfe wir werden alle sterben!

    Wieder eine aufgeblasene Hysterie, deren Takt mittlerweile stark zunimmt. Deutschland hat eine neue Leidenschaft (wieder-)entdeckt, hinter alles und allem seinen Unterrrgang zu vermuten.

  • MH
    Malte Herwig

    Wer sich über die Angst vor Verletzung der Privatsphäre lustig macht, geht selbst sicher mit gutem Beispiel voran - denkt man.

     

    Spiegel-Autor Thomas Darnstädt aber findet Kritik an Google Street View lächerlich, obwohl er selbst lieber ohne Straße im Telefonbuch steht... http://tinyurl.com/aglqtc

  • Z
    zaungast

    "Widerstand gegen die Fotos ist jetzt angesagt."

     

    Ohauer - die Sommerloch-Hysterie schwankt langsam von peinlich zu unerträglich. Dazu lässt sich nur noch eins sagen: /facepalm bzw: http://www.lostrepublic.us/Graphics/DoubleFacePalm.jpg

  • YB
    yah bluez

    Warum sollte die Allgemeinheit dulden das mal wieder Einzelne ewig Gestrige der Allgemeinheit ein weiteres Stück des öffentlichen Raums abnehmen?

     

    Es ist in DE ausdrücklich erlaubt von öffentlichem Boden aus Gebäude zu fotografieren. Dieses Recht hat (noch) jeder also auch Googel.

     

    Wovor haben diese Leute Angst?

    Die zu lesenden Argumente gegen StreetView sind an Blödheit kaum zu übertreffen.

     

    Was wird passieren? Das kann ich euch sagen die Netzgemeinschaft wird sich gegen diese Verwirrten wehren und deren Häuser von öffentlichem Grund ausdrücklich fotografieren und ins Internet stellen.

     

    Es wird also auch hier zum Streisandeffekt kommen.

    Wie unwissend die Leute sind. Der Streisandeffekt hatte den Hintergrund das Frau Streisand nicht wollte das man ihr Haus fotografiert. Jetzt bezeichnet ihre dumme Reaktion selbst im Wiki den Effekt das das was nicht gesehen werden soll besonders zur Kentniss genommen wird. Also erst recht auffällt sich nicht im Rauschen verbergen kann.

     

    Der Mensch lernt nicht aus Fehlern.

     

    mfg

    yb

  • R
    Raimund

    Mit diesen Bildern hab ich kein Problem. Im Gegenteil, wenn ich mir eine neue Wohnung suche, guck ich da vorher rein. So kann ich gleich sagen, ob ich in diesem Haus überhaupt leben möchte.

     

    Die ganze Diskussion ist kleinbürgerlich und ohne Objektivität.

    Ich glaube, die Gegner kommen aus mehreren Lagern: einmal die, die glauben, jemand wolle ihr schönes Haus ausrauben. Dann die, die nicht wollen, dass jemand sieht, wie dekadent sie leben. Und dann noch die, die nicht wollen, dass jeder weiss, in welchem versifften Haus sie leben.

    All das sind keine Argumente für mich.

     

    Ich finde es nur schade, dass irgendein anderer Mieter vom Haus das Ganze unkentlich machen lassen kann ohne die anderen fragen zu _müssen_.

     

    Ich kann bei der Sache beim besten Willen kein datenschutrechtliches Problem erkennen. Oder ist Ihr Haus unsichtbar und keiner sieht es, wenn er draussen vorbei geht?.

  • H
    Hjalmar

    Ich habe absichtlich nur die Überschrift gelesen, denn oft verwirren Argumente nur die klare Sichtweise, die man bei vielen Themen einfach beibehalten sollte.

    Wenn EIN Hausmitglied, etwas dagegen hat, dass sein Haus bei StreetView gezeigt wird, haben dass die anderen zu respektieren, da sie keinen weiteren Nutzen daraus ziehen, dass ihr Haus abgebildet wird.

    Demokratisch ist das ganze nicht zu lösen, da Prioritäten bei jedem Menschen unterschiedlich sind. Über Privatsphäre lässt sich nich abstimmen!

  • PB
    Peter Brodmeier

    Einen Dienst wie Street View gibt es in Deutschland nur von Google? Dann empfehle ich Euch mal diese Seite hier: www.sightwalk.de

  • M
    Mark

    Nicht vergessen gleich bei ARD und ZDF auch zu widersprechen. Die Sendungen landen oft im Internet ...

     

    Die Filmen manchmal auch Häuser.

     

    ;-)

  • G
    Gook324

    Wenn Sie "Einen Dienst wie Street View gibt es in Deutschland nur von Google." schreiben, ist Ihnen wohl http://www.sightwalk.de/# nicht geläufig. Da kann man schon heute durch einige deutsche Großstädte virtuell wandern. Ich hab mir die Kölner Innenstadt angeschaut, sieht sehr ordentlich aus. - Was es also diese scheinheilige Diskussion nur bei StreetView gibt, kann ich nicht verstehen.

  • WS
    Wolfgang Schulz

    Ich kann es einfach nicht fassen, dass es keine Handhabe gegen dieses "Street View" geben soll, ausser Google im Rahmen eines Widerspruchs gegen die Veröffentlichung von Bildern meines Hauses auch noch mitzuteilen, wem die Immobilie eigentlich gehört, die da im Netz verbraten wird. Auf diese vortreffliche Weise kann sich Google dann auch noch eine Immobilienbesitzerdatenbank basteln, die dann selbstverständlich nicht gespeichert wird, oder sagen wir mal gespeichert wird, aber nicht verwendet, zumindest nicht in Deutschland ...

    Was für ein gesetzgeberisches Trauerspiel.

  • AG
    Anderer Gregor
    http://sightwalk.de/ scheint dem Redakteur noch nicht bekannt zu sein ...
  • M
    MBMB

    "Einen Dienst wie Street View gibt es in Deutschland nur von Google"

    Das stimmt nicht. Seit über einem Jahr sind Teile von sieben deutschen Großstädten auf der Seite sightwalk.de im Stil von StreetView abgebildet.

    Merkwürdigerweise erhät diese Homepage keinerlei aufmerksamkeit und wird in keiner der geführten Debatten erwähnt.