Antworten auf Letzte Fragen

In welcher Sprache denken Tiere? (9. 10. 99)

Gottsinddiemenschenblödisch. Florian Hacke, Rostock

In ihrer eigenen. Helga Schneider-Ludorff, Oberursel

Tiere denken überhaupt nicht. Denkende Tiere werden gemeinhin als Menschen bezeichnet. Martin Schmidt, Berlin

Diese Frage ist unzulässig, weil der Begriff der Sprache eines Tieres nicht definiert ist: Spricht denn ein Hund, wenn er bellt? Beherrscht der Hund Fremdsprachen, wenn er miaut, wiehert, kräht oder gackert? Horst Heyd,

Tübingen

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Warum kann man keine neuen Farben erfinden? (9. 10. 99)

Weil nicht mal bei den bereits bestehenden Farben die Zuordnung von Bezeichnung und optischer Erscheinung funktioniert. Beispiele: Jahrelang grüne Spitzenpolitiker nur aus schwarz-weißen taz-Bildern kennend, musste ich bei Ihrem erstmaligen Anblick im Farb-TV erstaunt die mangelhafte Einfärbung mit eben dem feststellen, was mir bislang landläufig als Grün galt. Und: Wo hat Strom es je geschafft, gelb zu sein, außer auf belgischen Autobahnen? Verena Biederbick, Osnabrück

Also ich wär da nicht so pessimistisch. Warum wir keine anderen Farben sehen können als die bekannten, ist klar: Unser Auge hat drei Arten farbempfindlicher Sinneszellen – für langwelliges Licht (Rot bis Gelb), mittleres (Gelb bis Türkis) und kurzwelliges (Türkis bis Violett). Die Empfindlichkeitsbereiche überlappen sich etwas; der Farbeindruck „Gelb“ entsteht, wenn die rot- und die grünempfindlichen Zäpfchen ansprechen. Ob das Licht wirklich gelb war oder aus rotem und grünem gemischt, kann unser Auge nicht unterscheiden. Deshalb kann ein Fernsehbildschirm aus diesen drei Lichtfarben ein Farbbild erzeugen.

Beim Drucken geht es umgekehrt: Während der Bildschirm schwarz ist, ist das Druckpapier weiß, und die drei Buntfarben blenden daraus je einen Farbbereich aus. Grautöne und Schwarz aus diesen drei Farben zu mischen ist möglich, aber unsicher; deshalb verwendet man als vierte Druckfarbe Schwarz. Drucker und Bildschirm kommen mit diesen Grundfarben aus, nicht weil es nur diese Farben gibt, sondern weil wir sie nur so sehen können.

Dank der Fortschritte der Gentechnik wird es aber sicherlich bald möglich sein, Menschen zu züchten, die z. B. Ultraviolett sehen können, wie es die Bienen ja schon tun. Die Frage, wer denn diese Menschen kaufen soll, ist müßig angesichts der Dinge, die diese Menschen kaufen werden. Es wird Fernseher und Monitore mit vier statt drei Grundfarben geben müssen. Zeitschriften müssen im Fünf- statt im Vierfarbendruck erscheinen. Scanner und Farbkopierer müssen ultraviolett-tauglich werden. Und auch die Softwareindustrie muss nicht nur Text- und Bildbearbeitungsprogramme umrüsten, sondern auch ihre tanzenden Büroklammern mit ganz neuen Farbgebungen versehen. Da die ultraviolettempfindlichen Zäpfchen zusätzlich Platz auf der Netzhaut brauchen, haben die Augen des neuen Menschen ein etwas schlechteres Auflösungsvermögen. Oder man schafft die „Stäbchen“ ab, die ja nur zum Sehen bei Nacht dienen. Sollen die Leute halt das Licht anschalten.

Angesichts der hier nur andeutungsweise dargestellten wirtschaftlichen Impulse wird es schon bald ein von allen Parteien einstimmig verabschiedetes Gesetz geben, das die Zeugung von Menschen mit herkömmlichem Drei-Farben-Sinn bei Strafe verbietet. Für die Zeugung von Menschen mit dem neuen Vier-Farben-Sinn ist eine kleine Lizenzgebühr an die Gentech-Firma fällig, die die Patente innehat; aber das sollte uns die Sicherung des Hochtechnologiestandorts Deutschland doch wert sein. Gerhard Pauli, Düsseldorf

Selbstverständlich kann man: Neol, Cyrom, Zamonit, Krelobim, Zant, Opalizam, Chromolinth, Pherm, Voltigork, Melphim, Haluhazinth gehören zu den Farben der Buntbären, wie jeder auf Seite 691 der „13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär“ nachlesen kann. Wie diese Farben bzw. Bären nun aussehen, müsste man allerdings den Autor Walter Moers fragen. Almut Kückelhaus, Hagen

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Warum lassen sich Medikamentenbeipackzettel grundsätzlich nie in den Ursprungszustand zurückfalten? (9. 10. 1999)

Das geht deshalb nicht, weil die Arzneimittelhersteller äußerst komplizierte Falttechniken entwickeln. Sie wissen nämlich, dass Beipackzettel, die sich nicht mehr richtig falten lassen, in großer Wut zerknüllt und weggeworfen werden. Wenn man sich nach einiger Zeit verarzten möchte, den entsprechenden Beipackzettel aber nicht mehr findet und sich an die notwendige Dosierung nicht erinnern kann, entsteht Panik. Womöglich würde man sich eine Überdosis verpassen. Deshalb entsorgt man die Packung samt Inhalt vorsichtshalber.

Dadurch wird man aber nicht gesund. Also muss das Medikament neu erworben werden. Auf diese Weise steigt der Umsatz der Pharmaindustrie. Allerdings möchte ich hinzufügen, dass es in äußerst seltenen Fällen sogar gelingen kann, den Beipackzettel wieder in den Ursprungszustand zurückzufalten. Dann jedoch stellt sich ein neues Problem. Es wird niemals gelingen, den Zettel – selbst wenn er richtig gefaltet wurde – zurück in die Packung mit den Medikamenten zu schieben. Das funktioniert nicht einmal, wenn man aus Verzweiflung bereits mehr Tabletten genommen hat, als man sollte, um dem Zettel Platz zu machen. Stephanie Mock

Weil die Pharmaindustrie mitdenkt und realistisch ist. Medikamentenbeipackzettel werden grundätzlich nur zu einer Gelegenheit gelesen: zur Überbrückung der Wartezeit auf Toilette (vornehmlich übrigens die fremdsprachigen Hinweise, leise die Worte vor sich hin murmelnd). Ist der erwartete Moment dann gekommen, hat man ganz andere Aufgaben zu erledigen als das Zusammenfalten der Klolektüre. Man faltet ja auch keine Comics. Frank Biernat, Hamburg

Mit der Falterei des Medikamentenzettels habe ich keine Probleme. Was ich mich frage: Wieso macht mensch die Medikamentenschachtel immer an dem Ende auf, wo der Zettel das Medikament umhüllt? Jutta Ziggel-Khalil, Hamburg

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Kann man eine Fata Morgana fotografieren? (2. 10. 99)

Sollte man sich zufälligerweise gerade mit einer Gruppe Gimpel durch die Süße Wüste bewegen und mindestens genauso zufälligerweise den Zeitpunkt der nächsten Zuckerschmelze in Erfahrung bringen können und mal eben den Wüstenboden zum Karamellisieren bewegen, dann hat man eine Fata Morgana – zumindest theoretisch – gefangen. Schreibt Walter Moers. Und was der schreibt, ist Gesetz. Zum Fotografieren hat er sich allerdings nicht geäußert. Das sollte nach vorangegangenen Strapazen aber nicht mehr das Problem sein. Diana Göbel, Haselan

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Warum kommen in fast allen Restaurants und Kneipen erst die Männer- und dann die Frauenklos? (2. 10. 99)

Das liegt daran, welches spezifische Verhalten Frauen und Männer beim Besuch der oben genannten Räumlichkeiten an den Tag legen. Männer sind stets ungeduldiger als ihre weiblichen Begleiterinnen. Wenn der Gang zur Toilette angesagt ist, dann muss es eben schnell gehen. Um ja nichts zu verpassen, werden ja auch zu Hause meist regelrechte Sprints zum stillen Örtchen (Kühlschrank, Brotkasten ...) hingelegt. Dies überträgt sich zwangsläufig auch auf die Besuche in Lokalen.

Frauen wiederum haben da quasi mehr Zeit. Wenn hier die Überlegung angestellt wird, den Tisch zu verlassen, wird der Gang zur Toilette zum Ereignis. In der geselligen Runde wird erst einmal angekündigt, dass man mal „wohin“ müsse. Danach schweifen dann die Blicke zu den Geschlechtsgenossinnen, und nach kurzer Zeit ist man sich einig und verschwindet gemeinsam (womit auch diese Phänomen hinlänglich geklärt wäre).

Den psychologischen Hintergrund diese Verhaltens kann ich mir zwar auch nicht erklären, aber es ist halt so. Auf jeden Fall ist die Entfernung zum Klo für Frauen deshalb nicht so relevant wie eben für die Männer. Ingo Nies, Meppen

Es sind von dem gellenden Schrei ... „Ich hab es gehört, du hast dich nicht hingesetzt“... fürs Leben traumatisierte Kreaturen, armselige Wracks, die als Kneipenplaner gestrandet so ihre kleinliche Rache ausleben. Alfred Steinsdörfer, Iserlohn

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Wie lange darf man eigentlich nachträglich zum Geburtstag gratulieren? (2. 10. 99)

Es muss zunächst eine grundlegendere Frage beantwortet werden: Bis wann ist es zulässig, seinen Geburtstag zu feiern? Eindeutig geregelt ist dies nur für den Zweitgeburtstag. Nur wenige wissen, dass Evangelen – und überhaupt alle, die nicht katholisch oder orthodox sind – einmal jährlich Anspruch auf einen Zweitgeburtstag haben. Der ist der Ausgleich dafür, dass wir ja keinen Namenstag haben. Dieser Zweitgeburtstag kann bis zum 31. März des Folgejahres abgefeiert werden; danach verfällt er.

Da für den Erstgeburtstag keine ausdrückliche Regelung existiert, es andererseits aber für immer mehr Leute immer schwieriger wird, ihren Erstgeburtstag exakt am vorgegebenen Tag zu feiern (Arbeitsstress, Lage der Wochenenden, Terminplan der einzuladenden Freunde, unaufgeräumtes Wohnzimmer ...) würde ich mich auch bezüglich des Erstgeburtstags auf die oben erwähnte Regelung berufen. Auch der Erstgeburtstag kann demnach ins erste Quartal des Folgejahres mitgenommen werden. Der Ordnung halber sollte jedoch der Erstgeburtstag vor dem Zweitgeburtstag gefeiert werden.

Damit kommen wir zur Frage der termingerechten Gratulation. Werde ich zur Feier eingeladen, so kann ich dort gratulieren. Eine rechtsgültige Gratulation bedarf dabei nicht der Schriftform; sie kann auch mündlich oder implizit durch konsistentes Verhalten (z. B. angemessenen Verzehr von Speis, Trank, Kartoffelchips und Erdnussflipflops) erfolgen. Werde ich nicht eingeladen – ohne dass mir ausdrücklich mitgeteilt wird, man habe diesmal aus Gründen, die ich gewiss verstehen werde, von einer Einladung an mich abgesehen –, bin ich also gar nicht in Kenntnis gesetzt worden, ob und wann die diesjährige Erst- und/oder Zweitgeburtstagsfeier stattfindet, so empfiehlt sich aus den oben angestellten Überlegungen, mit der Gratulation bis zum 31. März des Folgejahres zu warten. Dann jedoch sollte sie unverzüglich, in einer Frist von maximal 14 Tagen, erfolgen. Es gilt das Datum des Poststempels. Gerhard Pauli, Düsseldorf

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Hilft es, das Gesicht zu verziehen, wenn man ganz unten in der Tasche wühlt? (25. 9. 99)

Natürlich hilft es, oder hat jemand schon mal ein verzogenes Gesicht ohne unten in der Tasche wühlende Hand gesehen? Gunter Neue, Marburg