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Antje Lang-Lendorff stellt fest, dass Eier von glücklichen Hühnern nicht leicht zu erkennen sindWann ist ein Stall ein Stall?

Wenn uns die Hühner schon Eier legen, dann sollen sie zumindest ein halbwegs schönes Leben haben. Dieser Gedanke begleitet den Griff ins Regal mit den Bio-Eiern. Klar, es geht auch darum, sich gesund zu ernähren. Aber viele zahlen den teureren Preis vor allem deshalb, weil sie hoffen, dass es die Tiere gut haben. Es muss ja nicht gleich das auf der Packung abgebildete Fachwerkhaus mit Blumenwiese sein, ein ganz normaler Bauernhof täte es völlig. Liegt der dann auch noch im Umland, scheint alles zu passen.

Falsch gedacht: Viele Brandenburger Bio-Eier kommen aus einer wenig idyllischen Massentierhaltung. Das geht aus der Antwort des Landwirtschaftsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervor. In den drei größten Anlagen des Landes für die Produktion von Bio-Eiern leben demnach jeweils rund 39.000 Legehennen. Die Tiere werden in zwei großen Gebäuden gehalten, die jeweils in verschiedene Abteile unterteilt sind.

Und das ist der Trick bei der Sache. Laut der EU-Öko-Verordnung dürfen eigentlich höchstens 3.000 Hennen in einem Stall untergebracht sein. Doch wann ist ein Stall ein Stall? Baut der Betreiber Trennwände in seine Riesengebäude ein und grenzt auch die Außenflächen voneinander ab, dann wird das von der zuständigen Kontrollstelle akzeptiert.

In Brandenburg gebe es insgesamt 28 Anlagen, in denen sich mehr als ein Stall oder Stallabteil befänden, heißt es in der Antwort des Ministeriums. Diese einzelnen „Tierproduktionseinheiten“ haben jeweils eine eigene Nummer, sie werden also getrennt betrachtet.

Doch neben der 3.000-Marke gibt es für Bio-Eier weitere Auflagen: Die Legehennen müssen überwiegend mit Futter aus ökologischer Landwirtschaft versorgt werden. Es dürfen höchstens sechs Hühner auf einem Quadratmeter leben, der Auslauf auf einer Grünfläche ist vorgeschrieben.

Insofern wäre es bei aller Desillusionierung Quatsch, wegen der Haltung in großen Gebäuden auf Eier aus konventioneller Haltung umzusteigen. Die Bio-Hennen haben ja Auslauf, mehr Platz und besseres Futter als ihre konventionellen Kolleginnen, die oft in noch größeren Anlagen leben. Wer allerdings sicher sein will, dass die Eier tatsächlich von glücklichen Hühnern stammen, muss sich über deren Herkunft doch genauer informieren. Im Netz. Oder einfach mal rausfahren und dem Hühnerhof des Vertrauens einen Besuch abstatten.

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