Kommentar: Anti-Kandidat
■ Tilsner soll Scherf verhindern helfen
Daß ausgerechnet Gerhard Tilsner als Bremer Bürgermeister geeignet sein könnte, das glaubt er wohl selber nicht. Schließlich ist er in den 19 Jahren, die er dem verstaubten Gesamtpersonalrat vorgestanden hat, nie mit irgendeinem politischen Gedanken aufgefallen, der über das gewerkschaftliche Standardrepertoire hinausgeht. Und so hat Tilsner seine Kandidatur um den SPD-Spitzenplatz auch gar nicht selber angemeldet. Die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA), in der der gewerkschaftliche Bodensatz der SPD organisiert ist, hat ihn vorgeschickt.
Und das kann nur einen einzigen vernünftigen Grund haben: Tilsner soll Henning Scherf in der Mitgliederbefragung Stimmen wegnehmen. Zwar haben auch Manfred Fluß und Hans-Helmut Euler im AfA-Klientel nicht gerade ein Stein im Brett, doch niemanden können die gewerkschaftlich Orientierten weniger ausstehen als den Oberschüler Henning Scherf. Zwischen ihnen stehen kulturelle Welten.
Dieses taktische Kalkül erklärt auch, warum Tilsner sich jetzt ausgerechnet für Rot-grün in die Brust wirft. Mit besonderer Sympathie für grüne Positionen hat das garantiert nichts zu tun. Wohl aber mit der logischen Überlegung, daß neben Fluß und Euler jetzt nur noch ein rot-grüner Kandidat dem rot-grünen Scherf Konkurrenz machen kann. Dirk Asendorpf
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