: Anthrax-Spur entdeckt
Die US-Streitkräfte wollen Hinweise auf ein mögliches Biowaffenlabor in Südafghanistan gefunden haben
WASHINGTON ap/dpa/taz ■ US-Soldaten haben laut Angaben des für den US-Kampfeinsatz in Afghanistan zuständigen Generals Thommy Franks bei Kandahar in Südafghanistan eine Anlage entdeckt, bei der es sich möglicherweise, um ein im Bau befindliches Biowaffenlabor gehandelt. Die Anlage sei eine von fünfzig bis sechzig weiteren gewesen, die von US-Truppen untersucht worden seien. Bislang deute aber nichts darauf hin, dass das Al-Qaida-Netzwerk tatsächlich biologische Waffen entwickelt habe. Einige medizinische Substanzen und allgemein zugängliche „Laborausstattung“ habe man gefunden, sagte Franks Sprecher, Matthew Klee. Die Ausrüstung und das Material sollten „möglicherweise für die biologische Kriegsführung“ eingesetzt werden.
Die New York Times berichtete am Wochenende, Ahmed Ibrahim Al Haznawi – nach Erkenntnissen der US-Ermittler einer der Entführer an Bord des Flugzeugs, das am 11. September in Pennsylvania abstürzte – sei im Juni wegen einer Verletzung am Bein mit Antibiotika behandelt worden. Er habe angegeben, sich die Verletzung zugezogen zu haben, als er gegen einen Koffer geprallt sei. Nach dem 11. September und der anschließenden Serie von Milzbrandanschlägen habe der behandelnde Arzt geschlossen, dass die Symptome denen einer Anthrax-Infektion glichen. Experten der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore sind dem Bericht zufolge zu dem Schluss gekommen, dass eine Antrax-Infektion die wahrscheinlichste Diagnose dafür sei. Ein ranghoher US-Beamter erklärte dazu, CIA-Direktor George Tenet habe ein entsprechendes Memorandum erhalten, das die Regierung nun prüfe. Der stellvertretende Direktor der Bundespolizei FBI, John Collingwood, äußerte sich jedoch zurückhaltender: Diese Frage sei bereits vor Monaten eingehend überprüft worden, neue Hinweise hätten sich nicht ergeben.
Unterdessen dementierte die britische Regierung, dass Großbritannien seine Truppenpräsenz wegen der Entdeckung eines weiteren Biowaffenlabors in Ostafghanistan erweitert habe. „Unsere Soldaten werden nicht eingesetzt, weil in Afghanistan irgendetwas Neues gefunden worden wäre“, teilte ein Sprecher in London mit und widersprach damit einem entsprechenden Bericht der Zeitung The Times.
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