Anschlussmodell für 9-Euro-Ticket: Einen Halt weiter
Der Hauptausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses gibt 105 Millionen Euro frei, um ein 29-Euro-Ticket ab Oktober möglich zu machen.
Fast Seite an Seite kritisierten in der Ausschusssitzung die mitregierende Linkspartei und die oppositionelle FDP, dass das Ticket zu wenig zielgenau entlaste. Steffen Zillich (Linkspartei) sprach mit Blick auf das Sozialticket, das unverändert 27,50 Euro kosten soll, von einer Schieflage, die „so schnell es geht“ gerade zu rücken sei.
Für FDP-Haushaltsexpertin Sibylle Meister geht das Ticket zu sehr in die Breite: „Nicht entlasten muss man die, denen es gut geht.“ Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) verteidigte das Angebot: „Es hilft genau den Richtigen.“
Meister fand das Ticket auch verkehrspolitisch nicht sinnig: Ein billiges Ticket nutze nichts, wenn das Angebot nicht ausreiche – „so komme ich doch nicht zur Mobilitätswende.“ Die FDP-Politikerin geht davon aus, dass das auf drei Monate geplante 29-Euro-Ticket nicht zum Jahresende ausläuft, sondern den Landeshaushalt dauerhaft mit 400 Millionen Euro pro Jahr belastet. „Für diese 400 Millionen Euro hätten wir das Märkische Viertel an die U-Bahn anschließen können“, kritisierte Meister.
Von der SPD-Fraktion hingegen gab es ausdrücklich Lob für den Senat um Parteifreundin und Regierungschefin Franziska Giffey: Der hat für Haushaltsexperte Torsten Schneider das Ticket „in sehr großer konzentrierter Eile“ auf den Weg gebracht. Dafür hielt er „einen ausdrücklichen Dank“ für angemessen.
Das Ticket gibt es nicht am Automaten
Das Billigticket, so ist der Vorlage der Senatsverwaltung zu entnehmen, soll nicht wie das 9-Euro-Ticket am Automaten zu kaufen sein, sondern nur als Abonnement, das nicht automatisch am Jahresende ausläuft. Abonnenten sollen sich entscheiden können, ob sie nach den drei Billig-Monaten kündigen oder ihr Abo über das bislang geltende und mit knapp 63 Euro rund doppelt so teure Umweltticket fortführen. Möglich soll auch sein, in das bundesweite Nahverkehrsticket zu wechseln, das Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) ab 1. Januar in Aussicht gestellt hat.
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