Anschlag auf US-Basis in Afghanistan: Größter Verlust für CIA seit 1983
Die CIA hat den Tod von sieben Mitarbeitern offiziell bestätigt. Für den US-Geheimdienst ist es der größte Verlust seit dem Anschlag auf das US-Militär in Beirut 1983.
Der Chef des US-Geheimdienstes, Leon Panetta, hat am Donnnerstag eingeräumt, dass sieben am Vortag in der ostafghanischen Provinz Khost bei einem Selbstmordanschlag getötete und sechs verletzte Amerikaner Agenten der CIA waren. Damit ist dies ist der größte Verlust der CIA in Afghanistan und der schwerste insgesamt seit 1983. Damals waren bei einem verheerenden Anschlag auf das US-Militär in der libanesischen Hauptstadt Beirut auch acht CIA-Mitarbeiter gestorben. Bisher hatte die CIA laut der New York Times seit Gründung im Jahr 1947 90 Mitarbeiter in Einsätzen verloren.
Zwei der jetzt Getöteten waren nach US-Medienberichten Mitarbeiter der notorischen US-Söldnerfirma Xe Services, vormals Blackwater, die im Auftrag der CIA aktiv waren. Bei einer weiteren getöteten Person soll es sich um die Leiterin der CIA-Mission in der getroffenen Forward Operation Base Camp Chapman handeln, die Mutter dreier Kinder ist. Die CIA gab die Namen und Funktionen der Getöteten nicht bekannt. US-Präsident Barack Obama lobte die Getöten. Sie gehörten "zu einer langen Liste von Patrioten, die große Opfer für ihre Mitbürger und unsere Art des Lebens" gebracht hätten.
Der in einer afghanischen Uniform gekleidete Attentäter soll eine mit Sprengstoff gefüllte Weste innerhalb des Fitnesszentrums der Basis gezündet haben. Es ist unklar, wie er unkontrolliert dorthin gelangen konnte. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag, der ihnen erstaunliche taktische und geheimdienstliche Fähigkeiten bescheinigt, trifft er doch genau diejenigen in ihrer eigenen Basis, welche die Taliban ausspionieren sollen. Laut einem Taliban-Sprecher wurde der Anschlag von einem afghanischen Soldaten durchgeführt. Ein Sprecher des afghanischen Verteidigungsministeriums dementierte dies. US-Medien spekulierten, der Attentäter sollte als Informant angeworben werden.
Schon ohne die Getöteten vom Mittwoch war das Jahr 2009 mit 310 Toten das tödlichste für die US-Sicherheitskräfte in Afghanistan. 2008 waren es mit 151 noch weniger als die Hälfte gewesen, auch im Irak waren es 2009 mit 148 weniger als die Hälfte. Großbritannien verlor 2009 in Afghanistan 109 Soldaten, Kanada 32 und Deutschland 5 gegenüber 3 in 2008.
Dreiviertel der in Afghanistan getöteten ausländischen Soldaten starben bei Anschlägen mit am Straßenrand versteckten Sprengsätzen. Zuletzt starben auf diese Art am Mittwoch fünf Kandier, eine Journalistin und vier Soldaten, in einem Militärfahrzeug. Das Bundesverteidigungsministerium zählte 2009 77 Anschläge auf das deutsche Kontingent der ISAF-Truppe gegenüber 43 in 2008 und 21 in 2007. Für den Raum Kundus lauten die Zahlen 71 in 2009, 31 in 2008 und neun in 2007.
Um 10,8 Prozent auf 2.038 gestiegen ist laut UN auch die Zahl getöteter Zivilisten in den ersten zehn Monaten 2009 gegenüber 1.838 im Vorjahreszeitraum. Verantwortlich seien in 1.404 Fällen die Taliban (68 Prozent) und in 468 Fällen Nato- oder Regierungskräfte (22 Prozent) gewesen. Im Vorjahr seien die Taliban noch für 55 Prozent und die Nato/Regierungskräfte für 38 Prozent verantwortlich gewesen. Die afghanische Regierung wirft den US-Truppen in zwei aktuellen Fällen vor, wieder rücksichtlos Zivilisten getötet zu haben. So sollen am Sonntag bei einer nächtlichen Razzia in der östlichen Provinz Kunar zehn Zivilisten getötet worden sein, darunter acht Schüler im Alter von 13 bis 17 Jahren.
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