Anschlag auf Marriotthotel in Pakistan: "Die Hölle auf Erden"
Das Hotel Marriott mitten im Regierungsbezirk von Islamabad war ein Symbol westlichen Lebensstils. Seit Samstag ist nur noch ein brennender Trümmerhaufen davon übrig.
Es sind Bilder wie aus einem Kriegsgebiet: Einen Tag nach dem Anschlag auf das Marriott-Hotel in Islamabad kämpfen sich Rettungskräfte durch die Trümmer des fast völlig zerstörten Gebäudes. Immer wieder stoßen sie auf Leichen. Immer noch dringt Rauch aus der Ruine, die einmal eines der prestigeträchtigsten Hotels des Landes war.
Das Gebäude wurde durch die Explosion und das darauf folgende Feuer so schwer beschädigt, dass seine Überreste einzustürzen drohen. Vor dem Hotel räumen Planierraupen Autowracks und riesige Trümmer beiseite. Ein mindestens zehn Meter tiefes Loch klafft auf, wo bis zum Abend zuvor die schwer bewachte Zufahrt zu dem Luxushotel war.
Der größte Terroranschlag, den Islamabad je gesehen hat, forderte mindestens 54 Menschenleben. Mehr als 250 Menschen wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Dabei wurden mindestens vier Ausländer getötet, unter ihnen der tschechische Botschafter. Erste Meldungen, dass ein Deutscher ums Leben gekommen sein soll, erwiesen sich als falsch. Dennoch sollen sieben Deutsche verletzt worden sein.
Präsident Asif Ali Zardari, der sich zum Zeitpunkt des Anschlags nur rund einen Kilometer entfernt in der Residenz des Premierministers aufhielt, trat spät am Abend vor die Kameras. Er rief alle politischen Kräfte des Landes dazu auf, sich der Regierung im Kampf gegen die Fanatiker anzuschließen. Diejenigen, die solch ein "Verbrechen" während des Fastenmonats Ramadan begingen, könnten nicht als Muslime bezeichnet werden und hätten nichts mit dem Islam zu tun. Bislang hat sich niemand dazu bekannt. Doch es gilt als sicher, dass die Islamisten des Landes oder al-Qaida für den Anschlag verantwortlich sind.
Erst wenige Stunden zuvor hatte Pakistans neuer Präsident Zardari seine erste Rede vor dem Parlament gehalten und dem "Krebsgeschwür" des Terrorismus den Kampf angesagt. Nur wenige Stunden später, als die Sicherheitsvorkehrungen in der Innenstadt gerade gelockert worden waren, raste ein Lkw mit 600 Kilo Sprengstoff in die Absperrung vor dem Hotel. Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen, dass sich die Attentäter dann im Führerhaus in die Luft sprengten.
Doch der große Sprengsatz detonierte nicht. Minutenlang versuchten Wachleute, das brennende Führerhaus zu löschen, als das Feuer die gewaltige Bombe im Laderaum zur Explosion brachte. Immerhin hatten sich nach der ersten Detonation zahlreiche Menschen in Sicherheit gebracht. Wäre der große Sprengsatz sofort detoniert, hätten die Attentäter auf der Stelle hunderte von Menschen getötet.
Denn der Anschlag ereignete sich gegen 20 Uhr. Es ist gerade der Fastenmonat Ramadan. Viele Menschen saßen zu diesem Zeitpunkt im Hotelrestaurant beim gemeinsamen Fastenbrechen. Die meisten Toten waren Wachleute und Angestellte des Hotels.
Beschädigte Gasleitungen setzten das Hotel in Brand. Innerhalb kürzester Zeit breiteten sich die Flammen auf beinahe das gesamte Gebäude aus. Dutzende Kranken- und Feuerwehrwagen reihten sich vor dem brennenden Hotel auf. Blutüberströmte Verletzte kamen aus dem schwer getroffenen Gebäude. Liveaufnahmen pakistanischer Fernsehsender zeigten, dass die Straße vor dem Hotel mit Leichenteilen übersät war. Augenzeugen berichten, sie hätten "die Hölle auf Erden" gesehen. Das Luxushotel stand nicht nur im Machtzentrum der pakistanischen Hauptstadt, sondern es war auch eines der besten bewachten Gebäude der Stadt und eine bevorzugte Adresse von Ausländern.
Nun erwägen offenbar mehrere Botschaften, die Angehörigen ihrer Mitarbeiter abzuziehen und ihre eigenen Sicherheitsmaßnahmen drastisch zu erhöhen. Pakistan wäre dann als ebenso gefährlich eingestuft wie Afghanistan und der Irak.
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