Islamismus in Pakistan: Kinder des Staates

Der militante Islamismus hat seine Wurzeln in den 70er Jahren, als der Militärdiktator Zia ul-Haq fanatische Gruppen im Nordwesten des Landes mit Waffen versorgte. Ein Lehrgang.

Protest in Lahore gegen den Bombenanschlag von Islamabad. Bild: dpa

DELHI taz Der militante Islamismus in Pakistan hat seine Wurzeln in den Siebzigerjahren. Damals begann Militärdiktator Mohammed Zia ul-Haq, das Land zu islamisieren. Er bewaffnete fanatische Gruppen im pakistanischen Teil Kaschmirs und im Nordwesten des Landes und führte Scharia-Gesetze ein. Die Zahl der Koranschulen stieg enorm. Einige dieser Schulen ließ der Diktator mit Waffen beliefern und ihre Schüler vom Geheimdienst ISI ausbilden, darunter die Koranschule der Roten Moschee in Islamabad.

Zia ul-Haq hatte eine paranoide Angst vor einer indischen Invasion. Die militanten Islamisten und Koranschüler sollten als Reservearmee dienen. Schon bald sorgten ausgerechnet die USA dafür, dass die Fanatiker an Einfluss gewannen. Die USA schickte ihnen Waffen und entsandte Militärausbilder. Denn die Islamisten aus aller Welt zogen nach dem Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan 1979 in den Krieg.

Nach dem Abzug der Sowjets unterstützte Pakistan den Aufbau der Taliban in den Flüchtlingslagern im Nordwesten des Landes. Die Taliban sollten für Ruhe sorgen und Pakistans Einfluss in Afghanistan wiederherstellen.

Seit dem US-geführte Einmarsch in Afghanistan nach dem 11. September 2001 kämpfen die Fanatiker gegen die US-geführten Streitkräfte und den pakistanischen Staat, der die USA unterstützt.

Der offene Krieg begann im Juli 2007. Nach wochenlangen Scharmützeln umstellten Sicherheitskräfte die Rote Moschee im Zentrum von Islamabad. Die militanten Koranschüler hatten begonnen, die Menschen in ihrem Stadtteil zu tyrannisieren. Nach einer Woche stürmte die Armee die Anlage und zerstörte die Koranschule vollständig, hunderte Schüler starben.

Seitdem vergeht kaum ein Tag, an dem sich nicht irgendwo im Land ein Selbstmordattentäter in die Luft sprengt. Im vorigen Jahr starben bei solchen Anschlägen mehr als 3.600 Menschen. Die Fanatiker, die bislang in etwa 40 Milizen kämpften, schlossen sich im Dezember zum Dachverband der "Tehrik-e-Taliban" (TTP) zusammen. Nach dem Vorbild der afghanischen Taliban kämpfen sie für einen Gottesstaat auf pakistanischem Staatsgebiet.

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