Anschlag auf Journalistin in Montenegro: Nur 650.00 Verdächtige

Nicht zum ersten Mal ist die montenegrinische Journalistin Olivera Lakic Opfer eines Anschlag geworden. Die Behörden mauern.

Tatortfoto, Polizeiabsperrung.

Der Tatort in Podgorica am Dienstag. Foto: AP

Zwei Tage nach dem Anschlag auf die Journalistin Olivera Lakic in Montenegros Hauptstadt Podgorica tappt die Polizei weiter im Dunkeln. Dabei müsste es in dem 650.000 Menschen zählenden Staat nicht so schwer sein, mit der Kamera aufgenommene Angreifer zu identifizieren. Ein Mann habe sich der Mitarbeiterin der Zeitung Vjesti am Dienstagabend gegen 9 Uhr genähert, hieß es von Seiten der Polizei. Er zielte auf ihre Beine, gab einen Schuss ab und verschwand, berichtete die Angegriffene ihrem Chefredakteur Mihailo Jovovic. Lakic hätte noch zwei andere Männer wegrennen sehen, erklärte der Redakteur.

Olivera Lakic sei ins Krankenhaus gebracht worden und sei außer Gefahr. Der Anschlag löste scharfe Reaktionen der Diplomaten der EU und der USA aus. Beide Seiten forderten von den Behörden, Journalisten zu schützen. Denn erst vor wenigen Wochen wurde ein Journalist in der Stadt Bijelo Polje angegriffen, eine Bombe explodierte vor seinem Haus.

Olivera Lakic ist nicht zum ersten Mal Opfer eines Anschlags geworden. Vor sechs Jahren veröffentlichte sie eine Serie von Artikeln über dunkle Geschäfte in Zusammenhang mit einer Zigarettenfabrik. Der Täter wurde damals gefasst musste für einige Monate in den Knast. Lakic bekam für einige Zeit Polizeischutz.

Druck von EU und USA

Nun war sie wieder dabei, einige Serie über die Korruption im Staate zu veröffentlichen. „Ich bin wirklich sprachlos,“ erklärte ihr Chefredakteur. „Sie hat einen ganze Reihe von Artikeln veröffentlicht. Wie lange noch müssen wir vor solchen Feiglingen Angst haben?“ Die in den Artikeln enthaltenden Vorwürfe seien von den Behörden ignoriert worden. In den letzten 15 Jahren sei es zu 12 Anschlägen auf Journalisten gekommen, der Fall des 2004 ermordeten Dusko Jovanovic sei immer noch ungeklärt.

Seitdem Montenegro vor einem Jahr Mitglied der Nato wurde und die Aufnahme in die EU für das Jahr 2025 versprochen ist, nimmt der Druck von Seiten der EU und der USA auf die Regierung des Landes zu, sich endlich um Aufklärung zu bemühen. Premierminister Markovic, der frühere Geheimdienstchef, dürfte sehr wohl über die Hintergründe viele dieser Taten informiert sein. In einem so kleinen Land mit einem funktionierendem Geheimdienst, wie es der montenegrinische ist – immerhin gelang es ihm, 2016 eine russische Verschwörung aufzudecken –, dürfte es den Kriminellen eigentlich nur schwerlich gelingen, unterzutauchen: Wenn es die Regierung denn damit ernst meine, sie festzusetzen, heißt es aus diplomatischen Quellen.

Dann allerdings müsste auch und zuerst in den eigenen Behörden aufgeräumt werden.

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