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Anschlag auf Autos von SPD-PolitikerinEskalation der Gewalt

Unbekannte haben Autos der SPD-Abgeordneten Michelle Müntefering angezündet. Die Hintergründe sind unklar. Der Staatsschutz ermittelt.

In der Nacht zu Dienstag hatten Autos der Bundestagsabgeordneten Michelle Müntefering gebrannt Foto: dpa

Bochum taz | Brandanschläge sind in der Nacht zum Dienstag auf zwei Autos der Herner SPD-Bundestagsabgeordneten Michelle Müntefering verübt worden. Gegen 1.10 Uhr hätten zwei unbekannte Männer die Scheiben eines mit dem Foto Münteferings und dem SPD-Logo beklebten Parteifahrzeugs sowie des Privatwagens der Politikerin eingeworfen und im Innern Feuer gelegt, sagte der Sprecher des für Herne zuständigen Bochumer Polizeipräsidiums, Volker Schütte, der taz. Die beiden mutmaßlichen Täter seien komplett schwarz gekleidet und mit Sturmhauben maskiert gewesen.

Dank einer aufmerksamen Zeugin, die sofort die Polizei rief, blieb der Schaden begrenzt – eine Streife war innerhalb weniger Minuten am Wohnort der Frau des ehemaligen SPD-Vorsitzenden und Vizekanzlers Franz Müntefering. „Die Kollegen konnten den Brand noch mit ihren eigenen Feuerlöschern bekämpfen“, so Schütte. „Die Feuerwehr musste nicht mehr viel machen.“ Die Fahndung nach den Tätern sei bisher erfolglos verlaufen. Der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

Bereits im April, Mai und Juni waren in Herne Autos des CDU-Politikers Sven Rickert Ziel von Brandanschlägen. Innerhalb von zehn Tagen traf es die beiden Wahlkampffahrzeuge des 42-Jährigen, der sich bei der Landtagswahl am 14. Mai dem SPD-Direktkandidaten Alexander Vogt geschlagen geben musste.

Sechs Wochen nach der Wahl folgte ein weiterer Anschlag: Auch der Privatwagen Rickerts brannte wie die beiden Parteifahrzeuge völlig aus. „Ganz erschreckend“ sei das, sagte Rickert: „Ich habe keine Ahnung, warum ich das Ziel bin.“ Täter konnten bisher nicht gefasst werden.

Michelle Müntefering erklärte, sie sei „entsetzt über die hohe kriminelle Energie, die sich hier auf offener Straße entzündet“. Im Vorfeld von Wahlen zielten „solche Angriffe auch auf das demokratische System insgesamt“. SPD-Bundestagsfraktionschef Thomas Oppermann sprach von einem „Anschlag auf unsere Demokratie“. Der nordrhein-westfälische SPD-Vorsitzende Michael Groschek erklärte, seine Partei werde sich „durch diese feigen Angriffe nicht einschüchtern lassen“.

Bereits zuvor gab es mehrere Anschläge auf Autos eines CDU-Politikers

Zuvor war Müntefering, die Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und Vorsitzende der deutsch-türkischen Parlamentariergruppe ist, ins Visier der Regierung des autoritären türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan geraten: Auf einer Terrorfahndungsliste, mit der der türkische Geheimdienst MIT den BND im März zur Verfolgung von Anhängern des in der Türkei unter Putschverdachts stehenden Erdoğan-Gegners Fethullah Gülen auffordern wollte, fand sich auch der Name der 37-Jährigen.

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9 Kommentare

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  • Auf der Terorrliste der MIT hatte sich nach ihren Informationen der Name von Frau MÜntefering gefunden. Es ist an der Zeit das Sicherheitskonzept gegenüber der Türkei zu überarbeiten. Wer wiederholt durch Gewaltverbrechen (und nicht "nur" Straftaten!) aufgefallen ist, sollte als türkischer Staatsbürger nicht mehr den gleichen Schutz vor Abschibungen genießen wie EU-Ausländer. Das ist aber als Auswirkung des offiziellen Status der Türkei als Beitrittskandidat derzeit der Fall.

  • Das war der MIT

    der Führer der Terrorplattform Ankara.

    D.h. eine kleine Warnung.

    Erdogan sprach gegenüber Cem Özdemir und gegenüber allen, die die Armenien-Resolution im BT einbrachten eine Morddrohung aus und türkische MIT-Soldaten planten dieses Jahr Morde an zwei kurdischen PKK-Funktionären.

    Sie wurden durch eine Indiskretion vereitelt.

    Siehe die Morde an drei PKK-Frauen in Paris vor ein paar Jahren.

    Dieser Ehrenmord-Krieg wird jetzt beginnen.

    Es wird nicht bei telefonischen Drohungen gegen die Frau S Gabriels bleiben. Erdogans Rache-Wahn.

  • Wer sowas macht, zeigt damit nur, dass er:

    1. zu einer argumentativen politischen Auseinandersetzung offenbar gar nicht in der Lage ist und

    2. sich auch noch saublöd anstellt, denn er nutzt der „verhassten“ Politik im Wahlkampf weit mehr, als dass er ihr damit jemals schaden könnte.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Rainer B.:

      Anschläge gegen SPD- und CDU-Autos, beides Mal in Herne. Könnte auch ein ansässiger wahllos agierender Zündler / Wichtigtuer / Psychopath / ...sein, dem es überhaupt nicht um eine irgendwie motivierte Auseinandersetzung geht?

      • @571 (Profil gelöscht):

        Allerdings! Fragt sich nur, warum da immer Politiker betroffen sind. Zufall?

        • 8G
          83379 (Profil gelöscht)
          @Rainer B.:

          Menschen mit öffentlicher Präsenz ziehen Geisteskranke an. Siehe Jodie Foster, etc. Ich stimme hir Konold Klaus zu kann tatsächlich auch einfach ein Spinner sein.

          • @83379 (Profil gelöscht):

            Spinner schon - aber warum suchen der oder die sich ausgerechnet einen Stadtverordneten und eine Bundestagsabgeordnete aus Herne, deren öffentliche Präsenz auch nicht wesentlich größer ist, als die einer ambulanten Pflegehelferin, oder eines Autobahnpolizisten?

            Der Vergleich mit dem Attentat auf Ronald Reagan, mit dem der Attentäter letztlich die Aufmerksamkeit von Jodie Foster erregen wollte, hinkt doch gewaltig.

  • Gewalt gegenüber Politikern ist in Deutschland generell gar nicht so selten, wie man denken würde.

     

    Wahlbüros der Linken werden häufiger von Nazis attackiert, AfD-Funktionäre müssen sich vor Brandanschlägen auf ihre Autos und Häuser fürchten.

     

    Politische Extremisten, Islamisten und neuerdings auch türkische Nationalisten - die Liste der Feinde unserer Demokratie, die für so etwas in Frage kommen, ist lang.