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Anschläge in RusslandNeonazis verurteilt

In der russischen Stadt Twer wurden langjährige Haftstrafen für 14 teils jugendliche Rechtsradikale wegen Mordes und Anschlägen verhängt.

Russische Neonazis wurden für Morde und Friedhof-Schändereien zur Verantwortung gezogen.

Russland taz | Ein russisches Gericht hat 14 teils jugendliche Neonazis zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Urteile wurden am Dienstag von einem Gericht in der Stadt Twer verhängt. Den Angeklagten wurden vier Morde aus rassistischen Motiven zur Last gelegt. Zudem sollen sie mehrere Anschläge verübt haben. Ein 22-Jähriger muss lebenslang in Haft, 13 weitere erhielten Strafen zwischen dreieinhalb und 17 Jahren.

Der 22-Jährige, der eine lebenslange Haftstrafe erhielt, leitete nach Angaben des Gerichts eine Zelle der Russischen Nationalen Einheit, einer ehemals einflussreichen rassistischen Organisation, die 1990 gegründet wurde und einen orthodoxen christlichen Fundamentalismus vertritt. Neben den Angriffen hätten die Angeklagten, darunter drei Jugendliche, muslimische und jüdische Friedhöfe geschändet und seien im Besitz von Waffen und extremistischer Literatur gewesen, erklärte das Gericht weiter.

Unterdessen hat eine Aktion der kremlnahen Jugendorganistaion Naschi gegen Menschenrechtsaktivisten und Oppositionspolitiker eine hitzige Debatte ausgelöst. Die Ausstellung in einem Sommerlager regierungstreuer Jugendorganisationen in Twer vor den Toren Moskaus mit dem Titel "Ihr seid hier nicht willkommen" richtete sich unter anderem gegen den Ex-Chef des Ölkonzerns Yukos, Michail Chodorkowski, die 83-jährige Menschenrechtsaktivistin Ljudmila Alexejewa und Georgiens Präsidenten Michail Saakaschwili. Ihre Fotos sowie Bilder von liberalen russischen Politikern wurden auf Plastikköpfe montiert und mit NS-Militärmützen versehen.

Die Zeitung Moskowski Komsomolez verurteilte die Ausstellung als geschmacklose Veranstaltung von "unwürdigen Anhängern" des früheren Präsidenten und jetzigen Regierungschefs Wladimir Putin. Für ihr nächstes Kunst-Ereignis würden die Organisationen "wahrscheinlich Teer und Federn benutzen".

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8 Kommentare

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  • F
    FUA

    @ Max_Mustermann

    Nein es gibt massenweise solche Gerichtsurteile nur berichtet unsere freie presse nicht darüber man könnte ja denken in Russland gibt es etwas positives.

  • M
    Max_Mustermann

    Ich hätte echt nicht gedacht das ich sowas mal erlebe. Ich hatte gedacht in Russland hätten Nationalisten Narrenfreiheit.

    Allerdings dürfte das nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Weiter Urteile dieser Art wären sehr sehr wünschenswert, da die meisten bisher ungeschoren davon gekommen sind..

  • PP
    peter pant

    peter bitterli, so geht es nicht nur mit der negativen

    beschreibungs russlands, sondern auch serbiens, sie erich rathfelder. ist wirklich armselig wenn man permanent irgendwas negatives aus einer gesellschaft rauspicken....

  • E
    Ex -Sovjet

    Es gibt leider keine unabhängigen Medien, es gibt abhängige Autoren, leider.

  • PB
    Peter Bitterli

    Schau, schau!

    Erhellend, was für differenzierte Nachrichten aus Russland plötzlich zu lesen sind, wenn der Autor nicht Klaus-Helge Donath heisst.

  • S
    Sebastian

    wie wurden denn die Minderjährigen verurteilt? Wenn die eine hohe Strafe bekommen haben müssen wir hier auf jeden Fall auf die Straße gehen und für Freisprüche demonstrieren! Kann nicht angehen das solche jungen Menschen wohl nicht geschützt werden.

  • B
    Benz

    Russland geht äusserst aktiv gegen Neonazis vor, das belegen diese Urteile.

     

    Wichtig ist auch der Einsatz gegen die Sponsoren der Radikalen. Die Aktionen von Naschi sind zu begrüssen. Es ist kein Geheimnis, dass Chodorkowski Oppositionelle jeglicher Couleur, auch Rechtsradikale, mit hohen Summen unterstützte. Auch dass Saakaschwili ein Nationalist ("Georgien den Georgiern") ist, ist kein Geheimnis.

  • O
    otto

    "Die Zeitung Moskowski Komsomolez verurteilte die Ausstellung als geschmacklose Veranstaltung von "unwürdigen Anhängern" des früheren Präsidenten und jetzigen Regierungschefs Wladimir Putin."

     

     

    Aber wieviele Zeitungen stehen demgegnueber auf der Seite der Regierung/Putin ??