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Anschläge in New Orleans und Las VegasVom Islamischen Staat inspiriert

Trump nutzt den Anschlag für seine Propaganda, Präsident Biden warnt vor voreiligen Schlüssen. Das Footballevent Sugar Bowl wurde verschoben.

Der Morgen nach dem Anschlag: Ermittler auf der gesperrten Bourbon Street in New Orleans Foto: Chris Granger/The Times-Picayune/The New Orleans Advocate/AP/dpa

Washington taz | Der von US-Behörden als terroristischer Akt untersuchte Anschlag in New Orleans am Neujahrstag hat in den USA für große Unsicherheit gesorgt. Bei diversen Großveranstaltungen wurden bereits zusätzliche Schutzmaßnahmen getroffen. Die Bundespolizei FBI untersucht derzeit auch, ob die Explosion eines Tesla-Cybertruck in Las Vegas im Zusammenhang mit den Ereignissen in New Orleans stehen könnte. US-Präsident Joe Biden warnt allerdings vor voreiligen Schlussfolgerungen.

Der scheidende Präsident erklärte am Mittwochabend in einer Ansprache aus Camp David, dass erste Ermittlungen gezeigt haben, dass der Attentäter von New Orleans von der Terrorgruppe Islamischer Staat inspiriert worden sei, Menschen zu töten. Laut Biden soll es Videos in den sozialen Medien geben, die dies belegen. Der Präsident bezeichnete das Attentat außerdem als „abscheulich“ und sprach den Angehörigen der Toten und Verletzten sein Mitgefühl aus.

„Es gibt keine Rechtfertigung für Gewalt jeglicher Art und wir werden keinen Angriff auf irgendeine Gemeinschaft unseres Landes tolerieren“, hatte Biden bereits in einer früheren Presseerklärung erklärt.

Großveranstaltungen verlegt oder extra gesichert

Im ganzen Land wurden nach dem Attentat die Sicherheitsvorkehrungen nochmals verschärft. In den USA steht der Neujahrstag traditionell im Zeichen des College Football. Mehrere wichtige Spiele werden um die Jahreswende ausgetragen. Der Sugar Bowl, der am Mittwochabend in New Orleans hätte ausgetragen werden sollen, wurde in Folge des Attentats auf Donnerstag verschoben.

Beim Rose Bowl im kalifornischen Pasadena und beim Peach Bowl in Atlanta war das Aufgebot an Polizei- und Sicherheitskräften deutlich höher als gewöhnlich. „Angesichts der heutigen Entwicklung und als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme werden Spezialeinheiten und zusätzliches Personal in die Gebiete Downtown und Midtown entsandt, um die anhaltende Sicherheit der Bewohner und Besucher zu gewährleisten“, erklärte die Polizeibehörde in Atlanta.

Zahl der Todesopfer steigt auf 15

Der Attentäter, der von den Behörden als der 42-jährige Shamsud-Din J. identifiziert wurde, raste mit einem gemieteten Pick-up-Truck mit hoher Geschwindigkeit in den frühen Morgenstunden des 1. Januar in eine Menschenmenge, die in der Bourbon Street in New Orleans berühmtem Ausgehviertel, dem French Quarter, das neue Jahr begrüßten. Die Zahl der Opfer hat sich inzwischen noch mal erhöht. Aktuell sind mindestens 15 Tote zu beklagen, rund 30 weitere Menschen wurden verletzt.

„Wir glauben nicht, dass J. allein verantwortlich war“, sagte die FBI-Sonderermittlerin Alethea Duncan während einer Pressekonferenz. Bislang wurden allerdings noch keine weiteren Verhaftungen bekanntgegeben. Laut Associated Press sollen mehrere „improvisierte Sprengsätze“ im Fahrzeug des Attentäters gefunden worden sein. Darunter auch zwei Rohrbomben, die für eine mögliche Fernzündung vorbereitet wurden. Auch eine IS-Flagge war am Fahrzeug befestigt.

J. ist bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet worden, nachdem er das Fahrzeug verlassen hatte. Laut Angaben der Behörden ist J. ein US-Staatsbürger aus Texas, der sogar im US-Militär gedient hat.

Cybertruck-Explosion in Las Vegas

In Las Vegas kam es am Neujahrstag derweil zu einem weiteren tödlichen Zwischenfall. Ein Tesla-Cybertruck, der vor dem Trump Hotel geparkt wurde, explodierte und ging in Flammen auf. Der Fahrer des Fahrzeugs kam dabei ums Leben. Erste Untersuchungen haben gezeigt, dass das Fahrzeug mit Benzinkanistern und Feuerwerkskörpern beladen war. Diese fragwürdigen Umstände, gepaart mit den Ereignissen in New Orleans, haben die Behörden dazu veranlasst, zu untersuchen, ob es auch hier ein terroristisches Motiv geben könnten.

„Wir verfolgen die Explosion eines Cybertrucks vor dem Trump Hotel in Las Vegas. Die Strafverfolgungsbehörden und der Geheimdienst untersuchen dies ebenfalls, unter anderem darauf, ob es einen möglichen Zusammenhang mit dem Angriff in New Orleans gibt. Bisher gibt es diesbezüglich nichts zu berichten“, sagte Biden.

Tesla-Gründer Elon Musk, der seit dem vergangenen Jahr zu Donald Trumps wichtigsten Unterstützern zählt, betonte auf seinem Kurznachrichtendienst X, dass die Explosion mit dem Ladegut im Zusammenhang stehe und nicht vom Fahrzeug selbst ausgegangen sei.

„Ein Cybertruck, das Trump Hotel – es gibt viele Fragen, die wir beantworten müssen“, sagte Las Vegas Sheriff Kevin McMahill auf einer Pressekonferenz.

Trump hetzt gegen Eingereiste

Trump, der in weniger als drei Wochen seine zweite Amtszeit beginnen wird, hat den Behörden in New Orleans die volle Unterstützung seiner Regierung ausgesprochen, um diesen Akt des „puren Bösen“ zu untersuchen und sich davon zu erholen. Gleichzeitig hat er die Situation dazu genutzt, seine ausländerfeindliche Rhetorik zu wiederholen.

„Als ich sagte, dass die einreisenden Kriminellen weitaus schlimmer seien als die Kriminellen in unserem Land, wurde diese Aussage von den Demokraten und den Fake-News-Medien ständig zurückgewiesen, aber es stellte sich heraus, dass sie stimmte“, schrieb er in einem Post, obwohl Attentäter J. ein US-Amerikaner ist.

Mit weiteren neuen Erkenntnissen wird im Verlauf des Donnerstags gerechnet.

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