Anne Haeming Der Wochenendkrimi: Ein Krimi wie ein sorgsam bereiteter Teller Dampfnudeln, Griesnockerl oder Gugelhupf
Es gibt einen betonsicheren Anhaltspunkt, der immer hilft, im TV-Brei die Spreu vom Weizen zu trennen: Wenn Simon Schwarz (der Inkasso-Heinzi aus dem Wiener „Tatort“) mitspielt: einschalten. In den Eberhofer-Krimis ist er jedenfalls fest gebucht. Nicht für die Hauptrolle, denn hier ist er Rudi, Ex-Kripopartner vom Eberhofer-Franz. Den spielt mit Sebastian Bezzel noch ein „Tatort“-Bekannter, aber mal ehrlich – nach seiner drögen Konstanzzeit hat er in der Dorfbullenrolle seinen leuchtenden Platz gefunden.
Bei inzwischen sieben Folgen schwimmt immer eine wie ein Suppenkloß in der Mediathek, aktuell nun Teil 1: „Dampfnudelblues“. Die Buchvorlagen der Krimis sind wumpe (keins gelesen, sorry, Rita Falk), ebenso egal isses, welchen nach einem Regionalgericht benannten Teil man erwischt, ob der Franz nun gerade mit der Susi (top: Lisa Maria Potthoff) zusammen ist oder nicht, ob mit den bayerischen Legenden Ilse Neubauer oder Enzi Fuchs als Oma Eberhofer und ja, die leben tatsächlich noch.
„Dampfnudelblues“ also: An die Hauswand vom Schuldirektor hat jemand „Stirb Du Sau“ gesprüht, der Eberhofer kommt zwar, aber mal im Ernst, bruddelt er den Rektor an: „Achtung an alle Einheiten, Wandschmierereien beim Rektor Höpfl, schickt’s das SEK los?“, na, sicher nicht. Nur blöd, dass der Höpfl dann doch irgendwann tot rumliegt. Und so packt der Eberhofer sein olles Tastenhandy aus, organisiert den Rudi, sie schubsen sich ein wenig und los.
Klar, man merkt, dass die Folge fast zehn Jahre alt ist, es ist zu hoffen, dass weit verbreiteter Provinzrassismus heute anders abgebildet würde als damals. So bleibt’s dabei, dass Eberhofers aus Thailand stammende Schwägerin unter „Thai-Frauen sind …“ subsumiert wird, aber entsprechend genervt schauen darf; und dass der neue Schwarze Fußballstar der Lokalmannschaft zwar stereotyp sprechen muss, aber dafür mit Kollegen einen draufmacht, als sei er schon immer im Team.
Aber selbst diese Momente wie der Rest des Films und die ganze Reihe durchzieht: eine Stimmung wie ein sorgsam bereiteter Teller Dampfnudeln, Griesnockerl oder Gugelhupf – ungewöhnlich liebevoll umgesetzt von Regisseur Ed Herzog (Buch: Christian Zübert). Da ist die Oma, die dem Franz Geld für Leberkäs zusteckt; die Senftube in der Büroschublade; die Jausen im Imbiss „Zur lustigen Einkehr“, aber auf wechselnden Parkplätzen. Und der Franz, der beim Toten noch fix die Topfpflanze gießt. So gut, dass man Nachschlag will.
„Dampfnudelblues“ in der ARD-Mediathek
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