Anne Haeming Der Wochenendkrimi : Neue Brücke, neues Duo, neue Fälle
Martin ist nicht mehr dabei. Das nur gleich mal vorweg für alle, die sich weder an das Ende der zweiten „Die Brücke“-Staffel erinnern noch vergangenen Sonntag die erste Folge der neuesten gesehen haben und Bock haben, noch einzusteigen (lohnt sich!).Also: Martin Rohde, der dänische Kommissar, der sich seit 2011 mit seiner schwedischen Kollegin Saga Norén (Sofia Helin) durch grenzüberschreitende Mordfälle ermittelte, spielt nicht mit. Weil Norén ihn wegen Mordes für zehn Jahre hinter Gitter gebracht hat und weil der Schauspieler keine Lust hatte, nur als Typ im Knast aufzutauchen. Die Chemie dieses Duos war so elementar für die unvergleichliche Atmosphäre der Serie, dass andere Varianten kaum vorstellbar schienen. Aber es geht: Um den Mord an der Gender-Forscherin Helle Anker aufzuklären, bekommt die herzerwärmend spröde Saga nun den schnörkellosen Henrik Sabroe (Thure Lindhardt) an die Seite. Ja, sie haben Sex, und ja, er hat sein eigenes Familiendrama.
Ein Thema, das sich brillant durch die Story zieht: Die Wissenschaflterin Anker plädierte für und lebte ein nicht-heteronormes Familienleben, was ihr viele Feinde machte. Ihr erwachsener Sohn Morten hat sich entfremdet und fand Ersatzbrüder in der Armee, Saga selbst wird mit ihrer eigenen Familienhistorie konfrontiert und bröselt emotional ungewöhnlich stark, als ihr beruflicher Ziehvater Hans entführt wird. Ja, viele Stränge, viele Figuren, gerade weil in Folge 2 eine richtige Mordserie beginnt. Aber das Chaos legt sich am Ende dieser 113 Minuten. Versprochen.
Gut für Bingewatcher: Alle Folgen sind in der Mediathek (auch als OmU-Version). Allein dass das neue geschlechtsneutrale schwedische Pronomen „hen“, also „es“, benutzt wird, haut um, und macht das lohnenswert. Weil es normal erscheinen lässt, was andere radikal finden.
„Die Brücke III“, Sonntag, 22.00 Uhr, ZDF
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