Annäherung zwischen China und Taiwan: Historisches Treffen

Erstmals seit 1949 finden in China Regierungsgespräche der zuständigen Minister statt. Sogar über ein Treffen der politischen Führer wird spekuliert.

Erstes Treffen: Wang Yu-chi (li), Taiwans Minister für Festlandfragen und sein Amtskollege aus Peking, Zhang Zhijun (re). Bild: ap

PEKING rtr/dpa | Regierungsvertreter aus China und Taiwan haben am Dienstag bei einem historischen Treffen eine Annäherung in wirtschaftlichen und politischen Fragen gesucht. Es war die ranghöchste Begegnung zwischen den beiden rivalisierenden asiatischen Ländern seit ihrer Trennung 1949.

Die Gespräche wurden geleitet von Taiwans Minister für Festlandfragen, Wang Yu Chi und Chinas Vize-Außenminister Zhang Zhijun. Das Treffen schlage ein neues Kapitel in den Beziehungen auf, sagte Wang. Er beschrieb das Treffen als „Gelegenheit, die früheren Jahren nicht vorstellbar“ gewesen wäre. Zhang äußerte die Hoffnung, dass beide Seiten künftig ihre Beziehungen normalisieren könnten.

Das Treffen könnte den Weg für eine weitere Entspannung in den Beziehungen zwischen Peking und Taipeh einleiten. Seit der Pro-Pekinger Politiker Ma Ying-jeou 2008 in das Präsidentenamt auf Taiwan gewählt worden war, haben beide Seiten rund 20 Verträge unterzeichnet, die unter anderem wöchentlich Hunderte Direktflüge ermöglichen, den Touristenverkehr erleichtern und Bankgeschäfte vereinfachen.

Ein Meilenstein

Beobachter bezeichneten die Gespräche in Nanjing als Meilenstein. Minister Wang hatte zuvor bereits ein Treffen zwischen Chinas Staatschef Xi Jinping und Taiwans Präsidenten Ma Ying-jeou beim APEC-Gipfel in Peking in November ins Gespräch gebracht. Beim APEC-Gipfel auf Bali vergangenes Jahr hatte Xi sich mit dem ehemaligen taiwanesischen Vizepräsidenten Vincent Siew getroffen.

Damals waren auch die beiden Minister Wang Yu-chi und Zhang Zhijun Teil der jeweiligen Delegationen. Nach dem bisherigen Muster treffen meist amtierende Regierungsvertreter der einen Seite auf pensionierte Repräsentanten der anderen Seite.

Politisch stehen sich aber Peking und Taipeh unversöhnlich gegenüber. Die Führung der Volksrepublik sieht Taiwan als abtrünnige Provinz und bezeichnet die Insel offiziell als „untrennbaren Bestandteil Chinas“. Taipeh nennt sich Republik China und erhebt formell ebenso wie Peking den Anspruch, ganz China als rechtmäßige Regierung zu vertreten, auch wenn es diese Position nicht mehr mit Nachdruck verfolgt.

Wang ist mit seiner 20-köpfigen Delegation für vier Tage in China. Am Mittwoch will er das Mausoleum des Präsidenten der ersten chinesischen Republik von 1911, Sun Yat-sen, besuchen. Auch die Pekinger Führung lobt Sun bis heute in höchsten Tönen. Anschließend will Wang nach Shanghai weiterreisen.

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