Anna Klöpper widmet sich den neuesten Zahlen zu Schulschwänzern: Der Frust des Fernbleibens
Schüler schwänzen. Das ist so. Und mal ehrlich, würden Sie sich keine Sorgen machen, wenn Ihr Teenager Ihnen erklärt, dass er oder sie einen regelmäßigen Schulbesuch für das spätere Berufsleben im Allgemeinen und das eigene Fortkommen im Speziellen für sehr wichtig erachte? Eben.
Wenn Schüler systematisch im Unterricht nicht erscheinen, ist das hingegen schlecht: 7,5 Prozent der Siebt- bis Zehntklässler haben im zweiten Schulhalbjahr 2015/16 im Unterricht gefehlt, knapp 2 Prozent davon unentschuldigt. Die weiteren Ergebnisse einer noch unveröffentlichten Antwort der Senatsverwaltung für Bildung auf eine Kleine Anfrage: An Integrierten Sekundarschulen wird deutlich häufiger unentschuldigt gefehlt als an Gymnasien, und das Problem ist je nach Bezirk unterschiedlich ausgeprägt.
Während in Mitte 9,3 Prozent der Schüler dem Unterricht fernblieben, waren es in Steglitz-Zehlendorf nur 5,8 Prozent. Und noch zwei Zahlen: In Mitte fehlten knapp 5 Prozent der Sekundarschüler unentschuldigt, an den Pankower Sekundarschulen waren es nur 1,4 Prozent.
Das Frustrierende sei, sagt SPD-Bildungspolitiker Joschka Langenbrinck, der die Zahlen seit Jahren bei der Senatsverwaltung für Bildung abfragt: „Es tut sich nichts. Wir führen 2017 die gleiche Diskussion wie vor fünf Jahren.“
Selbstverständlich machen sich die Verantwortlichen ihre Gedanken, seit Jahren. Die Vorschriften, ab wann Schulen die Eltern informieren müssen, sind zuletzt strenger geworden. Bereits nach fünf Fehltagen, früher nach zehn, müssen die Eltern zum Gespräch kommen. Tun sie das nicht, kann das bezirkliche Schulamt ein Bußgeld verhängen.
Nur in Neukölln wird das aber auch durchgezogen: Dort gab es zuletzt 298 Bußgeldverfahren, in den anderen Bezirken sind die Zahlen maximal zweistellig. Ob die harte Hand hilft? Auch in Neukölln stagniert die Schulschwänzerquote. Der neue rot-rot-grüne Senat will nun 2017 erst mal sämtliche „Maßnahmen zur Vorbeugung von Schuldistanz“ evaluieren. Das kann man natürlich nur, völlig distanzlos, loben: Verständnis als erster Schritt zur Besserung.
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