piwik no script img

Anna Klöpper freut sich, dass alle Stacheltiere Lollapalooza überlebt habenHey Igel, ihr rockt!

Hey hey, my my, Rock and Igel … Foto: dpa

Die Igel, so viel weiß man sicher, machen Winterschlaf und piksen. Igel, so viel weiß ich, machen wirklich unglaublich ekelhafte Schmatzgeräusche beim Schneckenfressen. Und offensichtlich, das wusste man bisher nicht, stehen Igel auch voll auf Pop. „Die Igel im Treptower Park haben das Lollapalooza-Festival nach Einschätzung von Wissenschaftlern relativ gut überstanden“, meldet zumindest die Nachrichtenagentur dpa mit Verweis auf das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW).

Relativ gut? Die Igel fanden’s richtig klasse. Biologen des IZW hatten die Tiere vor dem zweitägigen Musikspektakel im Treptower Park Anfang September mit GPS-Sendern ausgestattet. Ergebnis der kleinen Feldstudie: keine Verletzten und alle noch vollzählig: „Fluchten vom Gelände am Festival-Wochenende“ habe man nicht beobachten können. Im Gegenteil: Statt sich vor Max Herre hinter den übernächsten Laubhaufen zu flüchten, bauten die Igel zum Sound von Radiohead und den Kings of Leon ihre Nester direkt unter den provisorischen Containern für Kunst, Klos und Organisation, die auf dem Festivalgelände aufgebaut worden waren.

Aber klar, Familie Igel weiß von allen Tieren bekanntlich am besten, wie der Hase läuft. Und hatte offenbar keine Lust, sich vor den Karren einiger miesepetriger Wissenschaftler mit vermutlich schlechtem Musikgeschmack spannen zu lassen. Die Igel, sagte IZW-Mitarbeiterin Anne Berger (und klang dabei reichlich säuerlich), hätten das Mega-Musik-Festival „wie die umliegende Bevölkerung ausgehalten“. Ausgehalten? Na ja, so kann man es – eigentlich nicht sehen.

Aber egal, ist ja auch Mist für die Naturschützer: Da machen sie im Vorfeld ordentlich Stimmung gegen die Veranstaltung, und dann passiert beinahe nix, mit dem sie gegen eine eventuelle Neuauflage des Festivals 2017 argumentieren könnten. Keine Schäden an den Bäumen, erwartbare Schäden am Rasen, sogar die Igel happy. Igel, ehrlich, ihr rockt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen